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Michel Friedman stand schon öfter im Rampenlicht. Als CDU-Politiker, erfolgreicher Moderator und Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses. Dann stolperte er über eine Kokain- und Prostitutionsaffäre, trat von seinen Ämtern zurück und stellte die Karriere auf Neustart.

Er landete beim Nachrichtensender N24, talkt dort über Politik und soziale Gerechtigkeit. Nichts, was er tat, führte ihn zu jenem Erfolg zurück, den er mit scharfen Interviews bei "Vorsicht! Friedman" im Hessischen Rundfunk hatte. Auch seine Sozialreportagen "Friedman schaut hin", die in der Donnerstagnacht eingeklemmt zwischen Dokus über Fonduekäse und Militärtransporter anliefen, werden daran nichts ändern.

Zum Einstand besuchte er junge Männer, die nach viel Gewalt und Drogen im Gefängnis landeten. Sie erzählten traurige Lebensgeschichten, traten rückblickend für schnellere, härtere Strafen ein und versuchten zu erklären, was sie zum Zuschlagen und zum Diebstahl trieb.

Eigentlich war das aber ein Nebenaspekt. "Ich habe Angst - eine Zelle, abgesperrt", kommentierte Friedman seinen Weg in die Wohnstatt eines Insassen. Er begann Sätze mit: "Ich erwarte, ich, Michel Friedman ..." Unüberhörbar, dass es hier um Michel Friedman und weniger um Probleme gewalttätiger Jugendlicher ging. Er mag ein toller Moderator sein. Beim Besuch bei Unterpriviligierten kommt ihm aber seine Selbstbezogenheit, die ihm sonst nützt, in die Quere. Der Sendetermin der nächsten Folge - bei religiösen Fundamentalisten - ist noch offen. (pum/DER STANDARD; Printausgabe, 17./18.5.2008)