Streit um Spielsucht-Therapie in Salzburg: Es geht ums Geld

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Der Verein fordert stattdessen stationäre Betten für Süchtige.

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Gerald Granig ist ungehalten: "Warum werden mit Gewalt Doppelstrukturen aufgebaut?", fragt der Präsident des Selbsthilfevereins "Anonyme Spieler Salzburg".

Der Hintergrund für Granigs Ärger: Seit Februar gibt es an der Salzburger Landesnervenklinik eine Ambulanz für Spielsüchtige und deren Angehörige. Wie beim Selbsthilfeverein gibt es auch in der Klinik eine Psychologin, die ambulante Therapie anbietet - eine Leistung, die vom Land und den Casinos Austria gesponsert wird. Die Anonymen Spieler fürchten nun um ihren Anteil an der Subvention und fordern, die Klinik solle lieber stationäre Betten bereitstellen statt ambulant Konkurrenz zu machen. Granig: "Spitalsbetten für Spielsüchtige fehlen österreichweit."

Der verantwortliche Primar der Landesnervenklinik, Friedrich Wurst, versteht die Aufregung nicht: "Eine Selbsthilfegruppe ist etwas anderes als eine Universitätsklinik." Die Klinik-Ambulanz habe den Vorteil, dass bei Bedarf Mediziner hinzugezogen werden können. Bei Bedarf sei man gern bereit, stationäre Therapieaufenthalte zu ermöglichen. Auch die Casinos zeigen sich verwundert über den Vorwurf Granigs, dass nur mehr die Uni-Klinik finanziell unterstützt werde: Bis heute hätten die Anonymen Spieler kein Förder-ansuchen für 2008 geschickt.

Im Büro von Soziallandesrätin Erika Scharer (SP) heißt es, man werde die Anonymen Spieler auch weiterhin unterstützen. Eine zweite Psychologenstelle neben der an der Klinik sei aber kaum zu finanzieren. Man wolle lieber den landeseigenen Sozialmedizinischen Dienst regionalisieren. Dass die Anonymen Spieler für eine Legalisierung des Kleinen Glücksspiels eintreten, die SPÖ aber dagegen ist, habe mit dieser Entscheidung "nichts zu tun", sagt ein Sprecher Scharers.

Unterstützung bekommen die Anonymen Spieler vom Zweiten Landtagspräsidenten Wolfgang Saliger (VP): Er hält es für "verkehrt", nur auf die Uni-Klinik zu setzen. Der niederschwellige Zugang über den Verein müsse erhalten bleiben. (Markus Peherstorfer, DER STANDARD; Printausgabe, 17./18.5.2008)