Siemens-Chef Peter Löscher stößt einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag) zufolge mit einem milliardenschweren Sparprogramm auf heftigen Widerstand in der Belegschaft. Unter anderem sei geplant, die Zahl der Konzerngesellschaften fast zu halbieren, schreibt das Blatt. Führende Betriebsräte fühlten sich von den Plänen überrumpelt und befürchteten den Abbau tausender Jobs. Dem Topmanagement drohe nun ein Rechtsstreit.

"Streng vertraulich"

Die Pläne mit dem Vermerk "streng vertraulich" sehen nach Informationen der "SZ" vor, dass Siemens die Ausgaben für externe Unternehmensberater von derzeit 600 Mio. Euro bis 2010 halbieren wird. Bei der Wartung und Steuerung hauseigener Computer will Löscher weitere 300 Mio. Euro sparen lassen. Zudem will Löscher das Dickicht von Konzerngesellschaften lichten. Ihre Zahl soll von 1.800 auf unter 1.000 reduziert werden. So sollten doppelte Kosten im Rechnungswesen, in der Buchhaltung und den Rechtsabteilungen vermieden werden. Ein Konzernsprecher bestätigte der Zeitung dem Bericht zufolge die Angaben, wollte sich aber zum Umfang eines bevorstehenden Stellenabbaus nicht äußern. Dazu sei es zu früh.

Eckpunkte Ende April vorgelegt

Ende April hatte das Top-Management von Siemens Betriebsräten laut Zeitungsbericht Eckpunkte des Programms vorgelegt, ohne den drohenden Stellenabbau zu präzisieren. "Wir fühlen uns von der Konzernführung überrumpelt", klagte Gesamtbetriebsratschef Ralf Heckmann. Erst Stunden vor dem Treffen Ende April habe Siemens Informationen zur Verfügung gestellt. "Wir wurden erst mit Ordnern überschüttet und sollten sofort zustimmen", sagte Heckmann.

Löscher drohe nun der erste handfeste Streit mit der eigenen Belegschaft. Diese wolle nun von einem Arbeitsrichter klären lassen, ob der Konzern mit mangelhafter interner Information gegen das Betriebsverfassungsgesetz verstoße. Der Gesamtbetriebsrat habe einen Frankfurter Anwalt mit dem Fall beauftragt, schreibt die Zeitung weiter.

Aufregung auch in Österreich

In Österreich hatten Einsparungspläne der Münchner Konzernführung schon im März für Aufregung. Der Betriebsrat hatte sich gegen den Verkauf von 15 bis 18 Teilbereichen von Siemens Österreich mit rund 3.500 der in Summe 18.000 Mitarbeiter gestemmt. Nach heftigen Debatten ist ein guter Teil der Teilbereiche schließlich im Unternehmen verblieben.

Unterdessen hat die Münchner Staatsanwaltschaft laut "SZ" in der Korruptionsaffäre auch gegen den früheren Siemens-Aufsichtsratschef Karl-Hermann Baumann ein Verfahren wegen des Verdachts auf Verletzung der Aufsichtspflicht eingeleitet. Gegen zehn weitere Manager - darunter die Ex-Vorstandschefs Klaus Kleinfeld und Heinrich von Pierer - wird bereits ermittelt.(APA/dpa)