Washington - Das Pentagon hat die Verletzung des venezolanischen Luftraums durch ein Flugzeug der US-Marine zugegeben. Ein im internationalen Luftraum über Curaco im Anti-Drogen-Einsatz befindliches Flugzeug vom Typ S-3 Viking sei am Samstag wegen "vorübergehender Navigationsprobleme" von seiner Flugroute abgekommen, erklärte das Verteidigungsministerium in Washington am Montag (Ortszeit). Das Flugzeug flog demnach in der Nähe zweier venezolanischer Inseln, darunter La Orchila, ein in der Karibik gelegener Militärstützpunkt Venezuelas vor der nördlichen Küste des Festlands.

Die venezolanische Regierung hatte zuvor gegen die Verletzung des Luftraums protestiert. Der venezolanische Verteidigungsminister Gustavo Rangel hatte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Außenminister Nicolas Maduro mitgeteilt, das US-Flugzeug habe auch die Insel Aves überflogen, bevor es sich wieder in Richtung Curacao bewegt habe. Auf der zu den Niederländischen Antillen gehörenden Insel unterhält die US-Luftwaffe einen Stützpunkt.

Diplomatische Krise

Maduro gab seine Absicht bekannt, für Dienstag den US-Botschafter in Caracas, Patrick Duddy, zu Erklärungen über den Vorfall einzubestellen. Dazu erklärte das Außenministerium in Washington, die US-Botschaft in Caracas habe keinerlei diplomatische Note des venezolanischen Außenministeriums erhalten. Rangel sprach von einer "vorsätzlichen Aktion" und einem "weiteren Glied in der Kette von Provokationen" der USA gegen Venezuela, Maduro von einem "illegalen Überflug".

Die von den USA geleitete und gegen den internationalen Drogenschmuggel in der Karibik tätige Joint Interagency Task Force South würdigte unterdessen die Unterstützung durch die venezolanischen Fluglotsen. Dadurch habe die S-3 Viking wieder in den internationalen Luftraum fliegen können, hieß es. Die S-3-Viking-Flugzeuge mit zwei Triebwerken waren ursprünglich als Kampfmaschinen gegen U-Boote konzipiert. Heute dienen sie vor allem zur Seeüberwachung und als Tankflugzeuge. Einige wurden auch zu Spionageflugzeugen umgebaut.

Erhöhte Spannungen

Der Vorfall ereignete sich zu einem Zeitpunkt erhöhter Spannungen zwischen Venezuela und den USA sowie deren Verbündeten Kolumbien. Die kolumbianische Armee hatte am 1. März ein Lager der linksgerichteten FARC-Guerilla in Ecuador angegriffen und dabei die Nummer zwei der FARC, Raúl Reyes, getötet. Der Angriff auf fremdem Territorium hatte zu einer Krise in Kolumbiens Beziehungen zu Venezuela sowie Ecuador geführt.

Die kolumbianische Regierung vertritt die Ansicht, dass bei dem Angriff sichergestellte Computerdateien eine Zusammenarbeit Venezuelas und Ecuadors mit den FARC-Rebellen belegen. Demnach soll Venezuelas Präsident Hugo Chávez sie mit Geld und Waffen unterstützt und der ecuadorianische Präsident Rafael Correa Geld von der FARC-Guerilla für seinen Wahlkampf genommen haben. Am vergangenen Samstag protestierte die venezolanische Regierung offiziell dagegen, dass kolumbianische Soldaten auf venezolanisches Staatsgebiet vorgedrungen seien. Kolumbien bestreitet dies, doch Venezuela will es anhand von Fotos beweisen. (APA/AFP)