Jatahy subvertiert in ihrer Arbeit über die Sinnkrise der brasilianischen Mittelklasse den Blick des liberalen europäischen Theaterbourgeois mit einem einfachen Trick.
Die Lücke enthält ein ganzes Bündel von Imitaten bekannter Theaterdiskurse: die Aufhebung der Barriere zwischen Performer und Publikum, das Verwischen der Grenze zwischen Spiel und Wirklichkeit, Geschichten innerhalb einer Geschichte, das Eindringen der Popkultur ins Drama et cetera. Das Stück kommt als Mischung zwischen Soap-Ästhetik und belgischem Theaterstil à la Tg. Stan in virtuos schrottiger Technik daher. Anders ist die Geschichte scheiternder brasilianischer Thirtysomethings nicht "realistisch" darstellbar. Die Schauspieler hantieren ergebnislos mit Objekten im Zentrum der Bühne: mit Essenszutaten, Getränken und Geschirr auf einem überfüllten Tisch. Dieser Altar, der ein gemeinsames Dinner verspricht, ist die Peripherie der um diese kreisenden Handlung.
Diese und die Geschichten, die die Figuren auf der Bühne einander und dem Publikum andrehen, sind schwach. Die Konversation ist lächerlich bis hin zur Küchenphilosophie: "Nietzsche sagte: Der Weihnachtsmann ist tot."
Umso sichtbarer schiebt sich durch diese Unterhaltung eine unaufgearbeitete Geschichte der brasilianischen Militärdiktatur, die 1985 in einer galoppierenden Inflation endete. Und unter dem Geplappere versteckt sich in dem Text eine komplizierte Verfältelung politischer Diskurse, die von Tendenzen zur Flucht ins Private handeln. Popstars werden zitiert, Rekurse auf die Eighties zelebriert, als das Ich noch großgeschrieben wurde.