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Die Farbe der AUA-Heckflosse beschäftigt die Regierung. Bundeskanzler Gusenbauer gefällt sie in Rot-Weiß-Rot am besten, die Lufthansa fände einen blauen Kranich hübsch.

Fotos: APA, Standard/Regine Hendrich; Montage: Beigelbeck
Dass AUA-Chef Alfred Ötsch bei der Hereinnahme eines Partners einen Mehrheitsverkauf der Fluglinie präferiert, hat auch am Montag heftige Reaktionen hervorgerufen: durchwegs negative. Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter kritisiert die im DER STANDARD geäußerte Haltung Ötschs heftig, weil nach einem Verkauf der Mehrheit Entscheidungen nicht mehr in Österreich gefällt werden würden.

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Wien - Wien – Alfred Ötsch hat sich mit seinem Vorstoß in Richtung Mehrheitsverkauf der AUA keine Freunde gemacht. Bereits am Wochenende hatte sich Vizekanzler Wilhelm Molterer (VP) gegen eine Privatisierung ausgesprochen. Noch deutlicher äußert sich nun die SPÖ, die einen Verkauf der Mehrheit an der AUA kategorisch ablehnt.

"Die Äußerung von Ötsch ist absurd. Wenn die Mehrheit und somit die Entscheidungsfindung abhanden kommt, hat das negative Auswirkungen auf den Standort", erklärt Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter im Gespräch mit dem Standard. Der SP-Mann zeigte sich "erstaunt", weil Ötsch wegen seiner Befürwortung der Stand-alone-Position ins AUA-Cockpit gehievt worden sei. Neben dem Meinungsschwenk wirft Matznetter Ötsch (er wird der ÖVP zugerechnet) auch mangelndes Verhandlungsgeschick beim gescheiterten Einstieg des österreichisch-saudischen Scheichs Mohamed Bin Issa Al Jaber vor.

Der Staatssekretär sprach sich nicht grundsätzlich gegen die Hereinnahme eines strategischen Partners aus, eine Mitgliedschaft im von der ÖIAG geführten Syndikat sei denkbar. Von der Staatsholding selbst kamen am Montag ebenfalls distanzierende Äußerungen zu Ötsch, dessen Standard-Interview seit dem Wochenende für Gesprächsstoff sorgt. Ötsch habe über Eigentümerfragen nicht zu entscheiden, hieß es aus der Holding. Und: Es dürfe bei möglichen Allianzen kein Denkverbot geben. Trotz der politischen Beruhigungspillen – auch Bundeskanzler Alfred Gusenbauer betonte, dass die AUA rot-weiß-rot bleiben müsse – setzen Experten auf einen raschen Einstieg der Lufthansa beim österreichischen Carrier. "Die Aussage von Ötsch suggeriert, dass sich in dieser Richtung bald etwas tun könnte. Lufthansa wäre sicherlich die erste Wahl für die AUA, auch weil sie Teil der StarAlliance ist", sagte der Luftfahrtexperte der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Per Ola Hellgren. Lufthansa führt das Luftfahrtbündnis an. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler hält einen AUA-Verkauf noch heuer für möglich. "Im jetzigen Umfeld macht es für AUA wenig Sinn, selbstständig zu bleiben. Der Markt hat sich so verändert, dass es eventuell besser wäre, sich einer großen Airline anzuschließen."

Lufthansa prüft alles

Als Indiz für eine Übernahme werten Branchenexperten, dass der Ex-Lufthansa-Marketingmanager Andreas Bierwirth im April in den Vorstand der AUA eingezogen ist. Auch der AUA-Betriebsrat hat sich schon mit der Frage einer Übernahme auseinandergesetzt und würde einen Einstieg der Lufthansa nicht von vornherein ablehnen. Lufthansa selbst hält sich zu den andauernden Spekulationen bedeckt. Man prüfe laufend sämtliche Optionen, heißt es.

Die AUA wäre nach Meinung der Analysten bei der Lufthansa "gut aufgehoben". Allerdings gelten auch Air France/KLM und Aeroflot als Option, als Kandidaten werden auch arabische Linien gehandelt. Die deutsche Fluggesellschaft dürfte sich insbesondere für die attraktiven Osteuropastrecken der AUA interessieren. Vom Heimatflughafen Wien aus fliegt die AUA mehr als 30 Ziele im Osten an.

In den ersten vier Monaten hat die AUA mit 3,2 Millionen Fluggästen um 2,9 Prozent mehr Passagiere befördert. Die Kurz- und Mittelstrecke war mit 7,3 Prozent Steigerung der Wachstumstreiber. (as, Reuters/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.5.2008)