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Foto: AP/Piotr Tur
Wien - Vertreter der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie wehren sich gegen die EU Pläne, erklärte Raimund Jakesz, Allgemeinchirurg an der Medizinischen Universität Wien (MUW) heute in Wien anlässlich des am Mittwoch in Innsbruck startenden 49. Österreichischen Chirurgenkongress.

Zertifizierte Zentren mit einheitlichen Qualitätsstandards

Die EU-Leitlinien sehen vor, dass Brustkrebsbehandlung bis 2016 nur in zertifizierten, interdisziplinär besetzten und hoch spezialisierten Brustzentren vorgenommen werden sollen. Eine der Hauptforderungen für diese Zentren: Es sollen jährlich mindestens 150 derartige Behandlungen durchgeführt werden.

Es soll auch einheitliche Qualitätsstandards und -kontrollen geben. Bindend sind die EU-Leitlinien nicht, da die Gesundheitspolitik in der Gemeinschaft weitgehend nationale Angelegenheit ist.

Nur zwei Krankenhäuser groß genug

Die Chirurgen stoßen sich vor allem an der gewünschten Größe der Brustzentren. Derzeit gibt es laut einer Erhebung in Österreich nur zwei Krankenhäuser, in denen jährlich mehr als 150 Eingriffe zur Brustkrebstherapie durchgeführt werden, in fünf Krankenhäusern seien es mehr als 100 bis 149, in 21 zwischen 50 und 99, in 29 zwischen 30 bis 49, in 13 zwischen 20 und 29 sowie in 43 unter 20 Therapien.

Signalwirkung befüchtet

"Wenn man daraus rund 25 Brustzentren konzentriert, wäre das ein immenser Eingriff in die Gesundheitslandschaft", sagte Jörg Böhmig, Senator der österreichischen Gesellschaft für Chirurgie. Die von der EU erhobenen Vorschläge seien noch am ehesten in Ländern umsetzbar, in denen derzeit der medizinische Standard unter dem Österreichs liege, so der Mediziner. Die Experten befürchten weiters eine Signalwirkung, dass etwa auch Dickdarmkrebs und andere bösartige Erkrankungen auch nur noch an speziellen Einrichtungen behandelt werden.

Gegenvorschlag ausgearbeitet

Die Chirurgen-Gesellschaft hat einen Gegenvorschlag ausgearbeitet, der auf den vorhandenen Strukturen in Österreich aufbaut und laut Böhmig auch kostenneutral sein soll. So sollen Brustkrebsbehandlungen in jenen Krankenhäusern aufhören, die derzeit weniger als 30 derartige Therapien durchführen. Bezüglich interdisziplinärer Zusammenarbeit solle es verstärkte Kooperationen zwischen Krankenhäusern geben, und etwa ein Strahlentherapeut bei Bedarf kurzfristig von einer großen an eine kleinere Klinik ausgeliehen werden. (APA)