Im Streit um Personaleinsparungen und einen möglichen Teilverkauf der Telekom Austria hat der Betriebsrat jetzt Forderungen an das Management übergeben. Der Betriebsrat sieht nach wie vor keine Notwendigkeit für eine Auslagerung von Beamten und verlangt vom Management in einem Forderungskatalog, andere Möglichkeiten auszuschöpfen. Außerdem fordere die Personalvertretung Klarheit über die Unternehmenszukunft, sagte Betriebsratschef Michael Kolek am Montag auf APA-Anfrage. Zuletzt sei nicht nur von einer Spaltung oder einem Teilverkauf von Festnetz oder Mobilkom sondern auch schon von einem Gesamtverkauf die Rede gewesen.

Zu früh

Die Telekom will die Aussagen ihres Betriebsrats weiterhin nicht kommentieren. Konzernchef Boris Nemsic hat zuletzt im "Format" erklärt, es sei "noch viel zu früh, um über eine Trennung zu reden". Eine Sprecherin des Haupteigentümers, der Staatsholding ÖIAG, erklärte am Montag: "Es gibt überhaupt keinen Privatisierungsauftrag für das Unternehmen."

Ob es für einen Teilverkauf einen neuen Regierungsauftrag geben müsste, darüber gehen die Meinung bei den Investoren auseinander. Auf jeden Fall muss die Hauptversammlung (HV) mit dem Thema befasst werden. Die reguläre HV tagt am Dienstag. Die Neustrukturierung des Unternehmens steht da jedoch noch nicht auf der Tagesordnung. Laut Betriebsrat will der Vorstand Ende Mai seine Vorschläge auf den Tisch legen. Die Rede war zuletzt von einer möglichen außerordentlichen Hauptversammlung im Herbst, eine außerplanmäßige Aufsichtsratssitzung könnte es schon vorher geben. "Vielleicht will der Vorstand im Juni die Ablenkung der Öffentlichkeit durch die Fußball-EM nutzen", so Kolek zuletzt.

Aufregung

Für Aufregung beim Betriebsrat sorgen unterdessen aber vor allem auch die geplanten Einsparungen im Festnetz. Laut dem mit dem Unternehmensberater McKinsey erarbeiteten Effizienzprogramm sollen 90 Mio. Euro an Personalkosten bis Ende 2009 eingespart werden. Das entspricht der Streichung von 1.500 Stellen bis Ende des kommenden Jahres.

Im Forderungskatalog verlangt der Betriebsrat dagegen die Absicherung der bestehenden Arbeitsplätze, solange keine Arbeit wegfalle, was derzeit nicht erkennbar sei. Außerdem sollten Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz durch einen späteren Umstieg auf Glasfasernetze nicht mehr benötigt werde, schon jetzt umgeschult werden. Für ältere Arbeitnehmer verlangt der Betriebsrat in Hinblick darauf einen Sozialplan. Und der Vorstand solle neue Geschäftsmöglichkeiten prüfen, vergleichbar mit dem Alarm-Anlagen-Geschäft, in dem die TA in drei Jahren über 50 Prozent des Marktanteils errungen habe, so Kolek.

Gleichzeitig macht der Betriebsrat ernst mit den angedrohten bundesweiten Betriebsversammlungen. Ein Termin soll noch diese Woche festgelegt werden. Nächsten Montag hat die Belegschaftsvertretung eine Pressekonferenz angesetzt.(APA)