Microsoft nannte keine Details seines neuen Vorstoßes. Der Konzern teilte lediglich mit, beide Firmen hätten eine Alternative besprochen, die eine "Transaktion mit Yahoo" umfasse, nicht aber einen vollständigen Kauf. Zugleich schloss Microsoft aber nicht aus, eventuell doch noch ein Offert für eine Komplett-Übernahme auf den Tisch zu legen. Dies hänge davon ab, wie sich künftige Gespräche mit Yahoo entwickelten.
Milch ohne Kuh
Icahn werde sich mit der abgespeckten Variante nicht zufriedengeben, sagte indes eine Person, die mit den Ansichten des Milliardärs vertraut ist. "Microsoft versucht, die Milch zu bekommen, ohne die Kuh zu kaufen." Auf so etwas habe sich Icahn noch nie eingelassen. "Er will nicht erleben, dass Yahoo in irgendeine Art Joint Venture mit Microsoft geschubst wird. Und er wird sich nicht benutzen lassen, um Yahoo in so etwas reinzuschubsen." Stattdessen werde Icahn nun wohl mehr darauf drängen, dass Yahoo eine Allianz mit dem Suchmaschinenbetreiber Google eingeht. Genau das geht aber gegen die Interessen von Microsoft, die mit dem Yahoo-Kauf Google angreifen wollten. In unternehmensnahen Kreisen hieß es unterdessen, Microsoft und Icahn hätten bisher nicht miteinander über Yahoo gesprochen.
Yahoo reagierte mit seiner bekannten Position, weiterhin eine Reihe strategischer Alternativen zu prüfen und offen zu sein für alle "Transaktionen, die im besten Interesse unserer Aktionäre sind". Dazu gehörten auch Vorschläge von Microsoft. Man habe dem Softwarekonzern aber klar gemacht, derzeit nicht an einer vollständige Übernahme interessiert zu sein.
Zu niedrig
Yahoo hatte selbst das aufgestockte Microsoft Angebot als zu niedrig abgelehnt. Daraufhin geriet das Yahoo-Management unter Druck einiger wichtiger Aktionäre. Insbesondere der Milliardär und Investor Icahn ereiferte sich über den Widerstand der Yahoo-Spitze. Er warf dem Management um Konzern-Chef Jerry Yang irrationales Verhalten vor und startete eine Kampagne zum Austausch des Führungsgremiums. Der Vorsitzende Roy Bostock wies dies umgehend zurück. Seiner Auffassung nach sei dies nicht im besten Interesse der Anleger.
Anleger hatten weitgehend damit gerechnet, dass die Saga mit dem Rückzug Microsofts Anfang des Monats nicht zu Ende sein würde. Das sei missglücktes Täuschungsmanöver gewesen, sagte Fort-Pitt-Capital-Analystin Kim Caughey. "Microsoft ist ein fürchterlich schlechter Poker-Spieler, wenn es gedacht hatte, die Leute würden glauben, der Deal sei tot."