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Spaniens Rodolfo Chikilicuatre

Foto: APA/EPA
Belgrad - Am 24. Mai wird in Belgrad der Eurovision Song Contest ausgetragen, und einmal mehr ist alles anders. Zwei Gründe haben zu einer Änderung des Reglements geführt: die neuerlich angewachsene Zahl an Teilnehmerländern - heuer sind es 43, darunter die beiden Neulinge San Marino und Aserbaidschan - sowie die Krise um die Punktevergabe. Der wachsende Unmut der westeuropäischen Länder über (angebliche oder tatsächliche) Vergabe von Sympathiepunkten zwischen Nachbarländern, die vor allem die zahlreichen Staaten Südosteuropas begünstigt habe, hatte 2007 einen neuen Höchststand erreicht.

Ein neuer Modus soll Abhilfe verschaffen: Abgesehen von den fünf gesetzten Finalteilnehmern (Vorjahressieger Serbien und die Großen Vier Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien) müssen alle Länder erst eines von zwei Semifinali am 20. bzw. 22. Mai bestreiten, die Zuteilung erfolgte per Los. Zur Abstimmung sind pro Semifinale nur die daran beteiligten Länder berechtigt - plus jeweils zwei der Großen Vier, die das jeweilige Semifinale daher auch übertragen müssen. Am 20. sind dies Deutschland und Spanien, am 22. Großbritannien und Frankreich. Aus jeweils 19 Teilnehmern werden 9 per Televoting ermittelt; dazu kommt in jedem Semifinale ein Zehnter, den eine Backup-Jury bestimmt. Sie trägt ihren höchstbewerteten Kandidaten, der es nicht per Televoting geschafft hat, ins Finale - eine weitere Maßnahme gegen Punkteschiebereien.

Der Fahrplan im TV

Für Fernsehzuschauer heißt das: Der ORF überträgt nur das Finale am 24. Mai (ab 21 Uhr). Das Semifinale am 20. ist auf NDR zu sehen, das am 22. auf BBC 3 (ebenfalls um die gleiche Beginnzeit). Der NDR bietet außerdem eine zeitversetzte Aufzeichnung des zweiten Semifinales in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 0.45 Uhr.

Da Österreich nicht teilnimmt, können heimische Zuschauer bei keinem der Bewerbe mitstimmen.

Die Teilnehmer aus dem Startfeld gruppieren sich folgendermaßen: --->

1. Semifinale, 20. Mai:

  • Montenegro
  • Israel
  • Estland
  • Moldau
  • San Marino
  • Belgien
  • Aserbaidschan
  • Slowenien
  • Norwegen
  • Polen
  • Irland
  • Andorra
  • Bosnien & Herzegowina
  • Armenien
  • Niederlande
  • Finnland
  • Rumänien
  • Russland
  • Griechenland

Bemerkenswert unter anderem die Rockband Miodio aus dem Debütantenland San Marino und seine Ballade "Complice": Gemeinsam mit dem Schweizer Paolo Meneguzzi ("Era Stupendo") aus dem zweiten Semifinale ein zumindest sprachlicher Trost für das schmerzlich vermisste Italien, das sich schon vor vielen Jahren aus dem Song Contest zurückgezogen hat. Weiters die Folktruppe Ishtar aus Belgien, die ein quirliges Lied in Fantasiesprache zum Besten gibt ("O Julissi"), sowie Finnlands Teräsbetoni: Mit "Missä Miehet Ratsastaa" wird einmal mehr auf Hardrock gesetzt - diesmal ohne Maskierung. Und nicht zu vergessen die singende Puppe Dustin the Turkey aus einem Kinder-TV-Programm, mit der es Irland heuer versucht; "Ireland Douze Pointe" heißt der Titel des Techno-Klamauks.

2. Semifinale, 22. Mai:

  • Island
  • Schweden
  • Türkei
  • Ukraine
  • Litauen
  • Albanien
  • Schweiz
  • Tschechien
  • Weißrussland
  • Lettland
  • Kroatien
  • Bulgarien
  • Dänemark
  • Georgien
  • Ungarn
  • Malta
  • Zypern
  • Mazedonien
  • Portugal

Hier werden Bulgariens Deep Zone & Balthazar mit ihrem groovigen Elektro-Stück "DJ, Take Me Away", das über weite Strecken ohne Gesang auskommt, gute Chancen eingeräumt. Origineller als der Durchschnitt noch Maltas Morena ("Vodka") und Zyperns Evdokia Kadi ("Femme Fatale"). Schweden schickt mit Charlotte Perrelli (früher: Nilsson) eine ehemalige Song Contest-Siegerin mit dem ebenso ehemaligen Dancefloor-Sound von "Hero" ins Rennen.

Gesetzt für den Hauptbewerb am 24.:

  • Großbritannien
  • Deutschland
  • Frankreich
  • Spanien
  • Serbien

Wie als Antwort auf die Kritik am Gesetzt-Status der Großen Vier haben sich die betreffenden Länder heuer nicht lumpen lassen und mit die interessantesten Beiträge ins Rennen geschickt: Deutschland die No Angels mit "Disappear" (allerdings nicht ihr eingängstistes Stück), Großbritannien Andy Abraham und seine funkige Soulnummer "Even If" und Frankreich den großen Sébastian Tellier mit dem Pop-Stück "Divine". Den Vogel schießt allerdings Spaniens Rodolfo Chikilicuatre ab: sein "Baila El Chiki Chiki" ist eine aberwitzige Mischung aus Billig-Synthesizern und Reggaeton, die sowohl die Musik- als auch die Spaßfraktion ansprechen könnte.

... natürlich wird aber alles davon abhängen, wer es mit seiner Performance schafft, das Publikum innerhalb von drei Minuten zu überzeugen. Überraschungen sind wie immer zu erwarten. (red)