Der FC Gspon zählt zu den Topteams der Schweizer Alpendörfer-Meisterschaft. Nun weist sich, ob er Europaspitze ist.

Foto:Stefan Walter

Unterhalb des Gsponer Kickplatzes mutiert der Ballbub quasi zum Bergläufer. Oberhalb des Platzes geben Kühe sozusagen Zaungäste ab.

Foto:Stefan Walter
Gspon/Basel - Die Aussicht ist ein Traum. Im Süden ragt das Mischabelmassiv mit seinen 4500 Metern aus der Wolkendecke, gleich nebenan thront das weltbekannte Matterhorn hoch über den schneebedeckten Walliser Alpen. Und mittendrin ein Fußballplatz. Genauer: Der höchstgelegene Fußballplatz Europas auf 2008 Meter Seehöhe in Gspon.

Das kleine Walliser Dorf mit dem drolligen Namen ist Austragungsort der ersten Alpen-EM. Ab Freitag spielen acht Bergdorf-Teams um den Titel des Bergdorf-Fußballeuropameisters. Eingeladen wurden Mannschaften aus teilnehmenden Nationen der EURO 2008. Voraussetzung: Alle Mannschaften müssen in unteren Regionalligen kicken und aus einem Bergdorf kommen - ein Kriterium, bei dem auch mal ein Auge zugedrückt wurde, sagt Turnier-Organisator Martin Furrer. "Bei den Holländern haben wir eine Ausnahme gemacht. Sie sind auch ohne hohe Berge in ihrem Land dabei."

Österreich wird in Gspon quasi von Annemarie Moser-Pröll vertreten. Die große Skifahrerin hat angekündigt, den Verein ihres Heimatorts, den FC Kleinarl, in die Schweiz zu begleiten. "Früher sind die Fans mit mir gereist, jetzt fahr ich einmal mit", sagt sie. Auch die Skilehrer-Musik, dreißig Mann hoch, reist an. Ex-Teamspieler Thomas Winklhofer ist FCK-Patron, er gab das Motto aus: "Flach spielen, hoch gewinnen." Ziel der Österreicher ist das Semifinale.

Blatter half, Platini grüßt

Als "kleine Schwester" der EURO will die "Bergdorf-EM" Fußballfans auf den Großanlass in Österreich und der Schweiz einstimmen. "Wir organisieren ein sympathisches Fußballturnier auf buchstäblich höchstem Niveau", sagt Furrer. Dabei können er und sein Team auch auf die Hilfe von offizieller Seite zählen: Dank Handlungsgeschick und guten Beziehungen - FIFA-Präsident Sepp Blatter stammt aus Visp, dem Nachbardorf von Gspon - gelang es den Organisatoren, die beiden Fußballverbände FIFA und UEFA als Partner ins Boot zu holen. "Die UEFA hat uns beispielsweise geholfen, in den Teilnehmerländern die richtige Liga anzufragen", erzählt Furrer und verweist auf das Programmheft zu seiner Alpen-EM. In diesem hat UEFA-Boss Michel Platini ein überschwängliches Grußwort verfasst. "Auf halbem Weg zwischen dem ewigen Schnee und Europas höchstgelegenen Weinreben findet eine kleine Europameisterschaft statt. Inmitten der Schweizer Alpen ist sie die ideale Vorbotin der EURO 2008."

Ganz uneigennützig ist das Engagement der Gsponer nicht. Während des Turniers werden im 600-Seelen-Dorf, das nur via Gondelbahn oder zu Fuß zu erreichen ist, Medienvertreter aus aller Welt erwartet. Furrer: "Ein einmaliger Werbeeffekt." Geht es nach dem örtlichen Tourismusbüro, soll vor allem der Wintersport angekurbelt werden, eine begreifliche Hoffnung. Wo in wenigen Tagen Fußball gespielt wird, verläuft in der Wintersaison eine Skipiste. (Markus Prazeller*, DER STANDARD Printausgabe 20.05.2008)