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Kayan-Frauen, auch "Langhalsfrauen" genannt, flohen aus Burma und wurden in Thailand zur Touristenattraktion.

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Bangkok/Rangun/Wien - Trotz internationaler Kritik ist in Thailand ein neues Dorf mit Menschen als Touristenattraktion aufgemacht worden. In Sattahip unweit des Strandbads Pattaya können Besucher Frauen aus Burma anschauen, die nach alter Tradition schwere Messingringe um den Hals tragen und dadurch besonders lange Hälse bekommen haben, berichtete die Zeitung Daily XPress am Montag.

Es gibt bereits sieben ähnliche Dörfer, die das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR als "Menschenzoos" verurteilt. Der Eintritt in das neuen Dorf kostet umgerechnet 50 Cents für Thailänder und fünf Euro für Ausländer.

Schon mehrmals kritisierten Menschenrechtsaktivisten diese Touristenattraktion. In den Dörfern leben Angehörige des Volksstamms der Kayan aus Burma. Sie sind vor der Verfolgung durch die Militärregierung nach Thailand geflohen. Bei den Kayan gelten Frauen traditionellerweise umso schöner, je länger ihre Hälse aussehen. Zu diesem Zweck tragen sie ab der frühesten Jugend immer mehr schwere Messingringe, die sie zu "Langhalsfrauen" machen.

Hintergedanken Die thailändischen Behörden gaben den Kayan die Gelegenheit, nicht in Flüchtlingslagern zu leben, sondern in einem eigenen Dorf. Nicht ohne Hintergedanken, wie sich herausstellte. Inzwischen weisen eigene Straßenschilder zu den "Langhalsdörfern", und thailändische Reiseveranstalter führen Touristen scharenweise in diese Siedlungen. Viele der Frauen klagen über das unwürdige Begafftwerden, die thailändische Regierung sieht sich mit entsprechender Kritik konfrontiert. Doch sie sieht nichts Anstößiges daran.

Längst schon versuchen viele Kayan, auf ein anderes Land auszuweichen. Die Behörden in Neuseeland würden ihnen Einreise und Aufenthalt bewilligen, doch die thailändischen Behörden verweigern die Ausreisevisa. "Wer Flüchtling ist, muss im Flüchtlingslager leben", sagt der Sprecher des Außenministeriums in Bangkok, Tharit Charungvat. Es sei unfair, den Dorfbewohnern die Ausreise zu erlauben, während andere im Lager Schlange stünden.

Aus Protest dagegen haben sich einige der Frauen zu einem drastischen Schritt durchgerungen: Sie nahmen ihre Ringe ab. Eine von ihnen sagte: "Ich war schockiert, nachdem ich Englisch gelernt hatte und verstand, was die Touristen sagten. Die Leute regten sich auf, dass wir uns wie in einem Menschenzoo für ein bisschen Geld so zur Schau stellen." An eine Rückkehr nach Burma ist nicht zu denken, so lange dort die Militärregierung an der Macht ist.

Asean-Hilfe für Burma In Burma selbst will nun die Junta zwei Wochen nach dem verheerenden Wirbelsturm "Nargis" die Hilfe der Südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean annehmen. Künftig dürften Asean-Staaten die ausländische Hilfe für die Zyklonopfer koordinieren, wurde bei einer Geberkonferenz in Singapur beschlossen. An den Beratungen nahm auch Burmas Außenminister Nyan Win teil.

Die Militärregierung schottet das Land aber weiterhin ab und verweigert vielen Helfern die Einreise. Rund 70 Prozent der hungernden Überlebenden konnte die Hilfe der UNO noch nicht erreichen, sagte ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP) am Montag. 750.000 Menschen brauchten dringend Lebensmittel, und nur 250.000 hätten bisher eine Zwei-Wochen-Ration Reis erhalten. (Klaus-Peter Schmidt/DER STANDARD-Printausgabe, 20.5.2008)