Frische Forellen
Tratschlustige albanische Nato-Soldaten decken sich an der Raststätte mit frischen Forellen ein. Zuerst wird aus dem Betonbecken die schönste ausgesucht und gewogen, dann mit einem Stockschlag schnell getötet und im Wasserstrahl ausgenommen. Die mageren herrenlosen Hunde schnappen mit eingezogenem Schwanz nach dem im Abfluss kollernden Eingeweide.
Hinter Elbasan steigt das ziegenbevölkerte Krrabë-Gebirge im Nu hoch. Links und rechts von uns Abgründe, dass die Knie schlottern. Das haben wir Klugscheißer wohl verdient. Wir wollten nicht, wie angeraten, über die Küste/Durrës fahren, sondern haben die Abkürzung genommen. Schließlich erwartet uns heute noch das Verlagsfest von Toena in Tirana.
Mausoleum für Enver Hoxha
Das Fest findet im buntbemalten Kulturhaus statt, der als Mausoleum für Enver Hoxha geplanten und nun völlig kahlen und ungeheizten "Pyramide". In den letzten 15 Jahren hat Toena die wichtigsten albanischen Autoren und Wissenschafter sowie viele Lehrbücher verlegt. 27 Gratulanten versammeln sich in der Festbroschüre, unter ihnen eine Poetin. Auch aus Österreich bringen wir mithilfe unserer Dolmetscherin Jomida Kosfina Grüße, auf der Bühne überreicht von Lojze an Fatmir Toçi und seine Frau Irena. Danach im Foyer großes Buffet. Die Stimmung ist ausgelassen, fröhlich.
Jomida erklärt uns Albanien-Neulingen so manche Eigenheiten und deren soziale Genese. Die Journalistin Koseta Zavalani gibt auf unsere obligate Frage nach dem Lieblingsessen der Kindheit die kürzeste und wohl auch berührendste Antwort: "Alles." Was sie damit sagt, wird uns erst nach und nach bewusst. Ein bisschen schon beim großen Abendessen, auf das Fatmir uns, seine Freunde und Verwandten einlädt. Mitten im rustikalen Restaurant Hami i Gjelit steht die drei mal drei Meter große Feuerstelle - wie in Friaul. Der Schädel des aufgespießten Lamms reckt sich gegen die Decke, darunter brutzeln Köfte und Steaks.
Selbst nachschenken!
Die Meze sind köstlich und in osmanischer Tradition zubereitet, so wird uns versichert. Die Damen am Tisch sind bei den Vorspeisen eher zurückhaltend, beim Fleisch schlagen sie zu. Der Kellner lässt sich selten blicken. Das Nachschenken besorgen die Gäste.