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Musste sich in der Hauptversammlung Schelte über schlechte Kommunikation und sinkende Gewinne anhören: Telekom-General Boris Nemsic.

Foto: APA/Hans Klaus Techt
Die Gesprächsverbindung der Telekom Austria zu ihren Streubesitzaktionären war schon einmal besser. Weil die TA-Führung mit Auskünften geizte und Hauptaktionär ÖIAG einsame Entscheidungen durchdrückte, verpassten sie ihnen einen kleinen Denkzettel.

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Wien – Die drängendsten Fragen der knapp 500 im Wiener Austria Center versammelten Aktionäre blieben in der Hauptversammlung am Dienstag, wie befürchtet, unbeantwortet: Wird die Telekom Austria (TA) zerschlagen? Wie viele Stellen fallen durch den laufenden Umbau des Breitbandnetzes weg? Wie viel werden die notwendigen Personalmaßnahmen kosten? Wurde für allfällige Drohverluste mit Rückstellungen vorgesorgt? Werden die 6684 Beamten in eine Bundesbeschäftigungsagentur an die ÖIAG ausgelagert?

Fragen wie diese schmetterte TA-Aufsichtsratschef und ÖIAG-Alleinvorstand Peter Michaelis ebenso ab, wie der dreiköpfige TA-Vorstand rund um Generaldirektor Boris Nemsic. Die Pläne seien noch nicht beschlussreif, und man könne über ungelegte Eier nicht gackern.

Wie im Film

Was die Kleinaktionäre, die während der unerquicklichen Frage-Antwort-Runde zur Bilanz 2007 zum Mittagessen geflüchtet waren (um sich dort via Web-TV mit Inspector Columbo abzulenken), besonders ärgerte: Dass die TA-Führung nicht einmal die Vor- und Nachteile einer allfälligen Spaltung ausführte. "Offensichtlich kennen sich die Entscheidungsträger selbst nicht aus", ätzte Wilhelm Rasinger vom Interessenverband der Anleger (IVA). Er kritisierte auch die seit Jahren übliche Mischung aus hoher Dividende, teurem Aktienrückkauf, Millionen-Zukäufen (wie MDC in Weißrussland) und hohen Investitionen. Sie habe der TA offensichtlich nicht gut getan.

Denkzettel

Finanzchef Hans Tschuden konterte: Man habe den Aktienrückkauf mit dem MDC-Kauf ausgesetzt und stehe zu einer aktionärsfreundlichen Dividenden_politik. Maßgeblich sei der Cashflow, und der betrage eine Milliarde Euro.

Die Rechnung für ihre Knausrigkeit mit aufschlussreichen Antworten bekam die ÖIAG präsentiert: Die 147 verbliebenen Aktionäre erteilten dem 27,37 Prozent-Aktionär bei der Neuwahl des Aufsichtsrats den einzig möglichen Denkzettel: Sie verwehrten FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth-Stadlhuber und Mondi-Vorstandschef Peter Oswald bei ihrem Einzug in den Aufsichtsrat ebenso ihre Stimme wie Bawag-Vizechef Stephan Koren, Investkredit-Chef Wilfried Stadler, Arcor-Chef Harald Stöber, Rechtsanwältin Edith Hlawati und ÖIAG-Konsulent Rainer Wieltsch für ihre Wiederwahl bis 2012. Das blamable Votum (80 Prozent) kam nur durch die ÖIAG zustande.

Es hätten auch 99,9 Prozent sein können wie bei der Dividende. Hätte es vorher nicht die Diskussion um die Rechtsberatung der TA durch die Sozietät Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati (CHSH) gegeben. In der ging es um mögliche Interessenkonflikte, die Rasinger in Hlawatis Aufsichtsratsmandat und Rechtsberatung der TA im Volumen von mehr als einer Million Euro wähnt. "Ich schätze Ihre Expertise sehr und ich weiß, dass Sie für die ÖIAG und Doktor Michaelis unverzichtbar sind, aber Sie sollten sich entscheiden, Frau Doktor Hlawati", sagte Rasinger. Michaelis sieht keine Unvereinbarkeit, Experten im Aufsichtsrat seien sehr wichtig. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.5.2008)