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Ein- oder Ausstieg: Das letzte Wort könnte noch nicht gesprochen sein, auch auf Seiten von Investor Al Jaber.

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Wien - Für die AUA ist heute wieder ein entscheidender Tag. Bis Mitternacht läuft die Frist, die die AUA Investor Mohamed Al Jaber für dessen Einstieg gesetzt hat. Wie bereits in den vergangenen Tagen angeklungen, könnte es doch noch zu Verhandlungen kommen.

Al Jaber sieht allerdings keine Notwendigkeit, bis Mitternacht eine Bankgarantie für einen etwaigen Einstieg bei der AUA zu hinterlegen. "Wir bekräftigen, dass es aus Sicht von Al Jaber keine Notwendigkeit gibt, eine Bankgarantie zu hinterlegen, weil er am 30. April seine Verpflichtung zur Zeichnung der Kapitalerhöhung wegen listiger Irreführung zurückgezogen hat", sagte sein Österreich-Sprecher am Mittwoch.

Da es keinen Vertrag und keine Geschäftsgrundlage gebe, laufe heute auch nichts ab, so der Sprecher.

Bei ihrem Treffen mit Al Jaber sei aber klar zum Ausdruck gekommen, dass der Investor weiterhin zur Verfügung stehe, betonte Verkehrs-Staatssekretärin Christa Kranzl gestern. Al Jaber habe dabei ausdrücklich gemeint, dass er an den im Rahmen des Treffens mit Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) und ÖIAG-Chef Peter Michaelis getroffenen Vereinbarungen bezüglich seiner Beteiligung an der AUA festhalte. Auch aus ÖIAG-Kreisen hieß es heute, Al Jaber habe immer noch Gelegenheit, den Einstieg zu realisieren.

Dem Vernehmen nach soll die Politik auch einen erweiterten Privatisierungsbeschluss erwogen haben, um Al Jabers Forderung nach zusätzlichen Aktien um 4 Euro je Stück nachzukommen. Ein entsprechender Ministerratsbeschluss ist aber ausgeblieben. Die ÖIAG hat die Forderung Al Jabers im Vorfeld als unwirtschaftlichen Deal abgelehnt. Sie hat die AUA-Aktien mit 7,15 Euro in den Büchern stehen.

Einhaltung der Verträge

Offiziell wollten sich AUA und ÖIAG zu den jüngsten Entwicklungen nicht äußern. "Wir kommentieren Gerüchte nicht", sagte AUA-Sprecherin Livia Dandrea-Böh. Die AUA und ihr Hauptaktionär ÖIAG beharrten allerdings nach wie vor auf die Einhaltung der bestehenden Verträge und damit auf die Vorlage einer Bank-Garantie Al Jabers bis heute Mitternacht. Dass dies nicht mehr notwendig sei, weil er am 30. April seine Verpflichtung zur Zeichnung der Kapitalerhöhung wegen listiger Irreführung zurückgezogen habe, wie es aus seinem Umfeld hieß, wiesen beide Stellen zurück.

"Das ist die Sichtweise Al Jabers", sagte ÖIAG-Sprecherin Anita Bauer: "Es gibt nach wie vor gültige Verträge, an die sich die ÖIAG und die AUA halten werden." Auch Dandrea-Böhm betonte: "Aus Sicht der AUA hat sich an der Situation nichts geändert. Wir verhalten uns vertragskonform. Die Frist läuft bis Mitternacht."

Sollte die Bankgarantie nicht eintreffen, wird die AUA dies morgen, Donnerstag, in der Früh in einer Pflichtmitteilung bekanntgeben. Wie es dann weitergeht, ist noch unklar. Auch bei der ÖIAG hält man sich darüber noch bedeckt: "Wir werden keine voreiligen Schlüsse ziehen, solange die Frist noch nicht ausgelaufen ist", so die Sprecherin.

Was gewünscht wird

Nach dem Absprung des österreichisch-saudischen des Geschäftsmanns bei der Austrian Airlines pochte der Chef der an der AUA mitbeteiligten Vienna Insurance Group (Wiener Städtische Versicherung), Günter Geyer am Dienstag auf ein"klares Konzept" für die nach dem hohen Quartalsverlust von 60 Mio. Euro in Turbulenzen befindliche rot-weiß-rote Fluggesellschaft. Eine Partnerschaft mit einer anderen Airline sei für ihn vorstellbar, sagte Geyer am Dienstag, sofern sich dieser - "wer immer das ist" - zur Standort- und Drehkreuz-Funktion der AUA am Airport Schwechat bekenne.

Die Bedeutung der AUA sei nicht nur über den - stark gesunkenen - Aktienkurs der Airline zu sehen, sondern es gehe auch um die Funktion zur Sicherung des Drehkreuzes Richtung Osten und Südosten: "Eine Partnerschaft, die diesen Standort unterstreicht, würde ich als eine gute Möglichkeit sehen". Ob die AUA allein existieren könne, damit müsse sich das Management der Fluggesellschaft eingehend befassen, meinte Geyer, dessen VIG mit 1,4 Prozent an der AUA beteiligt ist.

Die Al-Jaber-Vorstellungen hätten seinerzeit "gut ausgesehen", "ich weiß nicht, warum das geplatzt ist", so der VIG-Chef weiter. Empfehlungen, ob und welche rechtlichen Schritte die Airline nach Ablauf der verlängerten Frist an den Geschäftsmann bis Mittwoch dieser Woche zur Vorlage einer Bankgarantie gegen Al Jaber ergreifen soll, möchte Geyer nicht geben: "Ich erwarte mir aber eine eingehende und verständnisvolle Prüfung. Ich gehe davon aus, dass der Vorstand die Pro und Kontra sehr genau prüft und sich mit der Republik als AUA-Hauptaktionär abstimmt."

Vor einer Woche hatten die Austrian Airlines Klagen gegen Al Jaber angekündigt. Möglich seien Klagen auf Erfüllung oder auf Schadenersatz, hieß es am Dienstag vergangener Woche.

Die VIG gehört auf AUA-Eigentümerseite - neben weiteren Versicherungen und Banken sowie der ÖIAG - dem "Österreich-Syndikat" an. Dabei hält die staatliche Beteiligungsholding ÖIAG derzeit 42,75 Prozent, Banken und Versicherungen zusammen 6 Prozent (darunter Raiffeisen 3,43 Prozent, Wiener Städtische 1,41 Prozent und die indirekt der Bank Austria zugerechnete LVBG 2,41 Prozent).

Gerücht über Plan für Zusammengehen mit Niki

Die Tageszeitung "Österreich" weiß indes von einem "sensationellen Plan": Demnach wollen Mitglieder des AUA-Aufsichtsrates in der kommenden Woche bei Niki Lauda "vorfühlen", ob ein Zusammengehen der AUA mit dessen Billigflieger "Niki" für eine gemeinsame Luftfahrtlösung möglich ist. "Die ÖIAG kann nicht zu jedem Gerücht Stellung nehmen", hieß es dazu heute, Dienstag, aus der Staatsholding.

Auch eine laut "Österreich" für Mitte Juni geplante Sonderaufsichtsratssitzung der AUA wollte ÖIAG-Sprecherin Anita Bauer nicht bestätigten.

"Im Moment wird ein Strategie-Check durchgeführt, bei der alle Optionen für weitere Ertragspotenziale geprüft werden", sagte Bauer. Dieser Check solle bis zum Sommer abgeschlossen werden, damit die ÖIAG im Herbst über eine Grundlage für weitere Entscheidungen verfüge. "Es gibt noch keine möglichen Szenarien, es wird alles geprüft", so Bauer. "In der jetzigen Zeit ist es besser, dazu gar keine Stellungnahme abzugeben", sagte Airline-Boss Niki Lauda heute. "Ich wurde von niemanden angesprochen, ich hab' mit niemanden geredet, ich weiß von gar nichts", so Lauda dezidiert. (APA)