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Das begehrte Objekt.

Foto:Christof Koepsel/Getty Images
Moskau - Erstmals streiten sich zwei englische Fußballmannschaften um die europäische Krone. ORF 1 und auch derStandard.at übertragen das Finale der Champions League zwischen dem FC Chelsea und Manchester United live. Dass das Endspiel in Moskau steigt, ist mehr als ein bloßer Zufall, nämlich eine Art Businessplan. Die umsatzstärkste Liga der Welt gibt ihre Galavorstellung in einem der rasantest wachsenden Märkte, der mit Zenit St. Petersburg und dessen Sieg im UEFA-Cup auch eine entsprechende sportliche Markierung gesetzt hat.

Die Wachstumsraten des russischen Fußballmarkts beeindrucken nicht bloß die UEFA und demnächst vielleicht jene russischen Geldbörsen, die bisher ihre Investments in England getätigt haben. Roman Abramowitsch hält sich bekanntlich den FC Chelsea. Der Lockruf der Heimat wird allerdings immer lauter.

Der Glanz des Ostens

Erreicht hat der jedenfalls schon den Ausrüster von Abramowitschs Fußballern. Am Dienstag sang der deutsche Sportartikelhersteller Adidas wahre Lobeshymnen auf Russland: "Die Adidas-Gruppe wächst in diesem Land so schnell, dass der Markt bereits jetzt einer der wichtigsten in ganz Europa ist und das Potenzial hat, sich bis 2010 an die Spitze zu setzen", erklärte Konzernchef Herbert Hainer. Für 2009 habe man hier schon die Umsatzmilliarde ins Auge gefasst.

Umso wichtiger ist da den Ausrichtern des ballesterischen Feiertags die halbwegs friedliche Abwicklung. Diesbezüglich ist aber, hört man, einiges zu befürchten. Zumal der russische UEFA-Cup-Sieg in Manchester unter derber Begleitmusik zustande kam: Ein Zenit-Fan wurde niedergestochen, ein Defekt der Public-Viewing-Anlage mündete in zornige Protesttumulte.

Revanchegelüste

Englische Auguren warnen jedenfalls vor russischen Revanchegelüsten. "Es gibt", meint Juri Fedotow, der russische Botschafter in London, "einige Befürchtungen, aber wir hoffen, dass die russische Polizei für Recht und Ordnung in den Straßen sorgen wird."

Genau das befürchtet man auf englischer Seite. Darren Mantle, Chelseas Fan-Organisator, äußert erstaunliche, wenngleich nicht untypische Bedenken: "Ich glaube, sie haben es gut organisiert. Aber ich bin besorgt über das Durchgreifen der Polizei, falls betrunkene Fans durch die Straßen ziehen."

Erwartet werden 45.000 Engländer, empfangen werden die von 6000 Polizisten. Um diesen Ansturm auch bürokratisch in den Griff zu bekommen, wurden die Einreisebestimmungen gelockert. Das Ticket gilt zugleich als Visum. Was aber auch zu Problemen führen kann, die nicht minder bedacht werden sollten, warnt Jatscheslaw Pawlowski aus dem Außenministerium: "Das Eintrittsticket ist ein Teil des Reisepasses. Es kann also kompliziert werden, falls es verloren geht."

Als einschlägige Hilfestellung darf das Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen gelten. Quasi als Ersatz dürfen die durstigen Engländer sich aber zumindest ein Bild davon machen. Auf dringenden Wunsch der UEFA wurde das auf russischen Sportplätzen geltende Werbeverbot für Alkoholika aufgehoben. Somit darf der niederländische Bierbrauer, der der UEFA mit dem einen oder anderen Euro zur Seite steht, sein Logo ins Luschnik-Stadion hängen. Gleich neben das Standbild des alten Lenin, der hier auch noch in Ehren gehalten wird. (sid, wei, DER STANDARD Printausgabe 21.05.2008)

Mögliche Aufstellungen zum Champions-League-Finale am Mittwoch:

  • Manchester United - Chelsea (20:45 Uhr/live ORF1, Premiere). Moskau, Luschniki-Stadion, SR Lubos Michel (SVK).

    Manchester: Van der Sar - Brown, Ferdinand, Vidic, Evra - C. Ronaldo, Scholes, Carrick, Park - Rooney, Tevez

    Chelsea: Cech - Essien, Carvalho, Terry, A. Cole - J. Cole, Ballack, Makelele, Lampard, Malouda/S. Kalou - Drogba ~