So genannte "Phasen der Weiterbildung" gewinnen in Lebensläufen immer mehr Bedeutung. Auch mit einem Studienabschluss ist es nicht getan: Die Studie "Berufseinstieg, Joberfahrungen und Beschäftigungschancen von UNI-AbsolventInnen" von AMS und Arbeitsmarktforschungen (Jänner 2008) hält fest, dass AbsolventInnen auch Erwartungen möglicher ArbeitgeberInnen erfüllen müssen, die oft nichts mit ihrem Studium gemein haben: Managementfähigkeiten, Fremdsprachkenntnisse, Berufs- und Auslandserfahrungen.
Gefragt: praxisorientierte MitarbeiterInnen
Firmen sind auf der Suche nach möglichts praxisorientierten MitarbeiterInnen, "die unternehmerisch denken und Sozialkompetenz haben - egal, ob sie 19 oder 30 sind", sagt Bildungsberater Stadler. Nach einer absolvierten Lehre den zweiten Bildungsweg einzuschlagen, ist für ihn daher logische Konsequenz: "Schöne Erfolgsbeispiele sehen wir etwa in der Tourismusbranche: Dort machen viele nach ihrer Koch- und/oder Kellnerlehre eine Fachhochschule - und steigen danach im mittleren Management wieder ein."
Für den Anfang braucht es also "eine konkrete Vision": "Man muss wissen was man will. Wenn man sich weiterbildet, sollte einem klar sein, aus welchen Gründen. Studiere ich zu meinem persönlichen Vergnügen, oder will ich meine Ausbildung auch beruflich verwerten? Dann muss ich nämlich Kontakte knüpfen, ein Netzwerk aufbauen, Lobbying betreiben."
Qualitäten kommunizieren
Laut Stadler ist es dabei wichtig, dass man seine Qualitäten nicht für sich behält, sondern sie auch kommuniziert: "Auf einem Packerl Tomaten im Supermarkt steht ja auch 'Premium-Qualität, Güteklasse A' damit die Leute das kaufen. Wenn man seinem Unternehmen zeigt, was man kann und will, wird es einen wahrscheinlich auch unterstützen."
Prinzipiell rät Stadler, das zu machen, was einen wirklich interessiert. Denn bei der künftigen Beschäftigung gelte meistens die 80/20-Regel: Ob man einen Job bekommt oder nicht, hängt zu 80 Prozent von der eigenen Persönlichkeit ab - die Studienwahl zählt nur 20 Prozent.
Schwierig: Weiterbildung quer durchs Gemüsebeet
Brigitte Mosberger, stellvertretende Geschäftsführerin des sozialwissenschaftlichen Forschungs- und Beratungsinstituts abif, das im Auftrag des AMS AbsolventInnenstudien durchführt, sieht das ein wenig anders: "Wenn jemand etwa eine MechanikerInnenlehre gemacht hat, und danach ein technisches Studium dranhängt, ist das sinnvoll. Wenn ein Tischlerlehrling ein Soziologiestudium beginnt, ist das weniger der Fall - die Fachqualifikationen der Lehre und des Studiums überschneiden sich nicht. Weiterbildung queer durchs Gemüsebeet ist problematischer."
Während technische und naturwissenschaftliche Studien aussichtsreich sind, verhält es sich mit geisteswissenschaftlichen Studien anders: "Da ist die Lage am Arbeitsmarkt einfach prekärer." Das Alter der AbsolventInnen spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle: "In erster Linie schauen die ArbeitgeberInnen auf bisher gesammelte Berufserfahrungen, auf Praktika, die man vorweisen kann." Aber: "Wenn jemand erst sehr spät zu studieren anfängt, daneben nichts macht und dann auch noch ewig braucht, dann hat er wirklich schlechte Karten."
Lehre, Matura/Berufsreife, FH
Besonders attraktiv für Spätberufene sind Fachhochschulen: Sie bieten explizit berufsbegleitende Studien an, der Zeitraum für ein FH-Studium ist genau vorgegeben - vier Jahre und nicht länger soll es dauern. Andreas Philipp, Berufsberater der Wirtschaftskammer Wien (WKW) glaubt, dass man in dieser Hinsicht "von einem Trend zur FH sprechen kann. Ursprünglich waren ja Fachhochschulen auch genau dafür gedacht: Leute mit Praxiserfahrung, die keine Matura haben, sollten sich dort weiterbilden können."