Seit Wochen rätselt die Öffentlichkeit über die Zukunft der Telekom Austria. Unternehmen und Haupteigentümer ÖIAG haben am Dienstag auch die Aktionäre im Unklaren gelassen, wie es mit dem Unternehmen weitergehen soll. ÖIAG-Chef Peter Michaelis erklärte auf der Hauptversammlung (HV) lapidar: "Gehen sie davon aus, dass ständig strategische Überlegungen im Unternehmen angestellt werden." Auch in Sachen Personaleinsparungen nichts Neues: Michaelis hat erneut die Notwendigkeit einer Beamten-Agentur in der Staatsholding bekräftigt. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht, sagt der Aufsichtsratspräsident.

"Ich kenne mich hinten und vorne nicht aus"

Wenig begeistert zeigten sich dementsprechend die 400 anwesenden Anleger: "Ich kenne mich hinten und vorne nicht aus. Ich verstehe nicht, was eine Teilung für uns Aktionäre bedeuten würde und empfinde Unmut, dass sich wesentliche Entscheidungsträger offenbar auch nicht auskennen und verunsichert sind", sagte Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger (IVA) in seiner Wortmeldung.

"Besonders betroffen" zeigte er sich von der Kursentwicklung. Die Telekom-Aktie notierte am Dienstag weitgehend unverändert bei 16,29 Euro. Vor einem Jahr hatten die Aktionäre noch ein Viertel mehr für ihre Telekom-Papiere bekommen.

"Wir bleiben dabei, dass wir derartige Gerüchte nicht kommentieren und nehmen an den Spekulationen nicht teil."

Medien hatten in den vergangenen Wochen berichtet, dass die Telekom Austria ihre Aktien in Festnetz und Mobilfunk splitten könnte. Eine andere Variante sieht den Verkauf der Mobilkom-Gruppe oder des Festnetz vor. Michaelis erklärte dazu: "Wir bleiben dabei, dass wir derartige Gerüchte nicht kommentieren und nehmen an den Spekulationen nicht teil." Dem Betriebsrat zufolge prüft das Management derzeit offenbar mehrere Optionen. Bis Ende Mai soll die Unternehmensführung ihre Vorschläge in Aussicht gestellt haben.

Zur möglichen Einrichtung einer Beamten-Agentur sagte Michaelis, dass die Telekom Austria wie auch andere Telekom-Konzerne im Festnetz aufgrund der Wettbewerbsentwicklung, der Marktsituation und des Umstiegs auf moderne Technologien weniger Personal benötigen werde. Weil jedoch 80 Prozent der Festnetz-Bediensteten Beamten seien, sei das Unternehmen "derzeit nicht ausreichend in der Lage, den Personalstand im notwendigen Ausmaß anzupassen". Zahlen nannte Michaelis am Dienstag neuerlich nicht.

auslagerung

Laut informierten Kreisen sollen erste Konzepte der Staatsholding die Auslagerung von bis zu 2.000 Telekom-Beamten in die Agentur vorsehen. Dem Vorstand zufolge kann von einem derartigen Personalüberhang derzeit keine Rede sein. Wenn 2011 technische Neuerungen im Festnetz abgeschlossen seien, werde man den jetzigen Personalstand aber nicht mehr halten können. Ziel sei ein Stufenprogramm, um mit Teilschritten das Problem zu entschärfen, so Festnetz-Vorstand Rudolf Fischer.

Der Telekom-Betriebsrat hatte dem Vorstand vor einigen Tagen einen Forderungskatalog übergeben. Er verlangt, dass das Management neue Geschäftsfelder auslotet, den Mitarbeitern selbst Umschulungen anbietet und für ältere Bedienstete einen Sozialplan entwickelt. Nach der Hauptversammlung hat Michaelis die Betriebsräte zu einer Besprechung gebeten. Die Personalvertreter waren da allerdings nicht mehr anwesend - wegen Gesprächen mit dem Vorstand im späteren Tagesverlauf.

Neues

Zuvor hat die Hauptversammlung mit den Stimmen der ÖIAG zwei neue Aufsichtsräte in die Telekom bestellt. Statt Ex-Verbundchef Hans Haider und dem früheren Procter & Gamble-Manager Wolfgang C. Berndt zogen die Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG und ehemalige Kabinettsmitarbeiterin von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V), Henrietta Egerth-Stadlhuber und Mondi-Vorstandschef Peter Oswald in den Aufsichtsrat ein.

Die anderen Aufsichtsräte wurden bestätigt, trotz einiger Aktionärskritik an der stellvertretenden Aufsichtsratspräsidentin, ÖIAG-Rechtsanwältin Edith Hlawati - wegen Telekom-Aufträgen an ihre Kanzlei von angeblich mittlerweile über einer Mio. Euro. Michaelis verteidigte die Verträge jedoch als vollkommen rechtens und auch im Telekom-Management betonte man, Hlawatis Kanzlei sei schon lange Jahre vor ihrem Aufsichtsratsmandat für die Telekom tätig gewesen und ein unentbehrlicher Berater.

Für einige Debatten bei den Aktionären sorgten auch die umfangreichen Aktienrückkaufprogramme der Telekom. Die TA hätte das Geld besser investieren sollen, so der Tenor. Finanzchef Hans Tschuden verteidigte die Maßnahme jedoch und will den Aktienrückkauf zu Jahresende fortsetzen. Die Hauptversammlung hat am Dienstag die Ermächtigung dazu erteilt.

Gewinn eingebrochen

Durch die Ausgaben für Dividenden, Aktienrückkäufe, Kundenverluste im Festnetz, Neustarts in Serbien und Mazedonien und den Zukauf der weißrussischen MDC ist der Gewinn der Telekom im Vorjahr erstmal seit langem um mehr als 12 Prozent eingebrochen. Für heuer erwartet die Telekom noch einmal einen Rückgang beim Jahresüberschuss um 12 Prozent. "Spätestens 2009 sollte sich der Trend wieder umkehren", sagte Tschuden bei der Hauptversammlung. (APA)