Heftige Kritik an der Polizei hat Nikolaus Rast, der Verteidiger des angeklagten Heurigenwirtes Helmut O., in seinem Schlussplädoyer im Kremser Landesgericht geübt. Diese hätte "eigentlich gar nicht" bzw. einseitig gegen seinen Mandanten ermittelt und wäre Hinweisen auf mögliche Täter - etwa eine "blonde Frau", die zuletzt weinend neben dem Spitzer Bürgermeister Hannes Hirtzberger gesehen worden sein soll, oder den angeblich eifersüchtigen Ehemann einer Reinigungskraft im Bürgermeisteramt - nicht nachgegangen.

"An manchen Tagen arbeitet die Polizei, an manchen nicht. Scheinbar müssen sie sich schonen, weil in wenigen Wochen die EURO beginnt und da körperlicher Einsatz gefragt ist", stellte Rast fest. Sein Mandant sei für den Giftanschlag mittels eines angeblich mit Strychnin versetzten Mon Cheri nicht verantwortlich, wobei Rast an seiner Überzeugung festhielt, dass Hirtzberger auf ganz andere Art und Weise vergiftet wurde.

"Sie können die an Sie gerichtete Frage nach versuchtem Mord nur verneinen!", appellierte der Anwalt am Ende seiner Ausführungen an die Geschworenen. Darauf ertönten aus dem Publikum "Bravo!"-Rufe und heftiger Applaus, worauf die vorsitzende Richterin die Zuhörer ermahnte, Ruhe zu bewahren.

Abschließend ergriff noch einmal Helmut O. das Wort, um die Laienrichter um "eine korrekte Betrachtung dieser Angelegenheit" zu ersuchen. Er sei "angeklagt auf lebenslänglich", was ihm "nicht wurscht" sei: "Bitte daher nicht böse sein, dass ich um meine Freiheit gekämpft habe!" Er könne aus logischen Gründen die Geschworenen nicht ersuchen, ihn freizusprechen, "weil ich nix ang'stellt hab'", gewährte er Einblick in seine Denkweise.

Das Urteil im Prozess um den Giftanschlag auf den Spitzer Bürgermeister Hannes Hirtzberger verzögert sich. Ein Ende der Beratung der Geschworenen über die Schuldfrage war gegen 20.30 Uhr nicht absehbar.(APA)