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Fernando Alonso steuert seinen letzjährigen dienstwagen durch die langsamste Stelle des Formel 1-Zirkus: die Loews-Haarnadel.

Foto:AP/Claude Paris
Monte Carlo - Diese Woche ist die Cote d'Azur wieder die heißeste VIP-Meile der Welt. Von Cannes über Nizza und Monaco bis hinüber ins italienische San Remo reicht der "Riviera-Strip", auf dem sich Hollywood- und Formel-1-Stars sowie die Superreichen dieser Welt in den kommenden Tagen auf die Zehen steigen. Sportlich ist 66. GP von Monaco am kommenden Sonntag (14.00 MESZ/live ORF 1) nicht mehr einzigartig. Denn Stadt-Kurse gibt es ab 2008 auch anderswo.

Etwa in Valencia, wo am 24. August der Grand Prix von Europa steigt. Vor allem aber in Singapur, wo man am 28. September nicht nur mitten in einer Stadt, sondern erstmals auch in der Nacht und damit bei Flutlicht ein Formel-1-Rennen erleben kann. In punkto Glamour, Prestige und Geschichte kommen die beiden neuen Städte in Spanien bzw. Südost-Asien natürlich lange nicht an das Flair des traditionsreichen Rennens im Fürstentum an der berühmtesten Küste Europas heran.

Für viele der aus steuertechnischen Gründen hierher gezogenen Fahrer ist Monaco nicht nur "das Rennen, das jeder gewinnen will", sondern wie immer auch ein "Heimspiel". Und wegen der engen und nur 3.340 Kilometer langen Strecke ein Lotteriespiel, das immer wieder Überraschungssieger ermöglicht. Fahrfehler auf dem rutschigen Straßenkurs, der jeden Abend für den öffentlichen Verkehr freigegeben wird, werden nicht verziehen und enden schnell in den Leitplanken.

Die Formel 1 in Monaco wird oft mit "Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer" verglichen. Monaco verlangt aerodynamisch den höchsten Anpressdruck, die weichste Federung, den größten Lenkradwinkel, die weichsten Reifen, hat den geringsten Vollgas-Anteil (45 Prozent/der längste dauert 8 Sekunden) und die meisten Schaltvorgänge (ca. 53) pro Runde, also rund 4.200 über alle 78 Runden. Nirgendwo sonst werden so viele Kurven (Lowes, Schikane, Rascasse) im ersten Gang genommen.

Sportlich ist Monaco 2008 das sechste von 18 Saisonrennen. In der WM ist seit der Türkei wieder alles offen. Der Brasilianer Felipe Massa hält wie Lewis Hamilton im McLaren bei 28 Punkten und wie sein nur noch sieben Punkte voraus liegender Ferrari-Teamkollege und Weltmeister Kimi Räikkönen bei zwei Saisonsiegen. Ob sich da bei Ferrari bereits ein Problem a la McLaren im Vorjahr abzeichnet, wird sich zeigen.

Diese drei Piloten haben sich bisher auch die Siege aufgeteilt, von der Logik her wäre in Monaco wieder Australien-Sieger Hamilton dran. Der junge Engländer weiß, was in den engen und rutschigen Straßen der Hafenstadt auf ihn zukommt. "Hier kannst du oft nur raten und hoffen, dass du instinktiv das Richtige tust!"

Am anderen Ende des Feldes gibt es eine Premiere. Toro Rosso bringt trotz der vom Regen verpatzten Testfahrten in Le Castellet ausgerechnet in Monaco und damit ein Rennen später als geplant erstmals den neuen STR3. Pilot Sebastian Vettel muss aber wegen eines Getriebewechsels in der Startaufstellung fünf Plätze nach hinten.

Alle, die im Cockpit erfolglos bleiben, trösten sich damit, dass sie in den kommenden Tagen eine Mega-Party nach der anderen erleben können. Der Tag der Tage ist der Freitag, der in Monaco traditionell frei ist. So steigt im Le Meriden Beach Plaza der von Amber Fashion organisierte "Catwalk", bei dem Formel-1-Asse von Hamilton bis David Coulthard u.a. die Herrenmode von Petra Ecclestone zeigen. Danach können die Gäste zu karitativen Zwecken eine Woche auf der Jacht von Force-India-Eigner Vijay Mallya oder ein von 17 Musikern signiertes Piano von Sir Elton John ersteigern.

Red Bull wirft am Freitag auf der wie immer als riesiges Floß im Hafen verankerten Energy Station eine Retro-Party und versandte rechtzeitig eine "Dresscode-Warnung" an alle Medienvertreter: Erscheinen im Ballkleid bzw. Smoking erwünscht.