Ihr Auftrag lautet Vernetzen. Forscher sollen die Probleme von Unternehmen lösen, erzählt sie Verena Langegger.

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STANDARD: Das Ziel von trans IT ist die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft. Wann sollte denn ein Unternehmer zu Ihnen kommen?

Matt-Leubner: Wenn er einen guten Forschungspartner sucht. Wir kennen die Universität, wir haben den Überblick, an welcher Fakultät, in welcher Arbeitsgruppe, was erforscht wird und können so den geeigneten Wissenschafter identifizieren. Unser Ziel ist es, Partnerschaften zu initiieren. Wir arbeiten dabei aber nicht nur mit Forschern und Unternehmen in Tirol, sondern haben auch Partner in Südtirol, Bayern und Vorarlberg.

STANDARD: Wie genau funktioniert diese Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschung in der Folge?

Matt-Leubner: Wir setzen uns zusammen, und der Unternehmer sagt uns, was genau er an Forschungsleistung braucht. Der Betrieb will etwa die Leistung optimieren. Wir werden uns dann das Problem anschauen und analysieren, ob es ein betriebswirtschaftliches, ein naturwissenschaftliches oder ein technisches Problem ist. Wenn wir die Fragestellung haben, also etwa Geräteverbesserung oder Betriebsoptimierung, werden wir uns anschauen, wie viel Zeit es braucht, zu einem Ergebnis zu kommen, wie lange also die Forschung dauern wird.

STANDARD: Möchte trans IT dadurch auch ein bisschen den noch immer nicht verstummten Vorwurf, dass die Wissenschaft im Elfenbeinturm werkt, entkräften?

Matt-Leubner: Ja, definitiv. Es gibt sehr viele, sehr angewandte Projekte an unserer Universität. Zum Beispiel auf der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften sind zahlreiche Wissenschafter, die unmittelbar anwendbare Forschung betreiben. Oder auch in der Chemie sind wir erfolgreich. Es gibt schon einige Professoren, die erfinderisch unterwegs sind, Produkte verbessern oder neue entwickeln.

STANDARD: Die Wissenschaft liefert also direkt an die Wirtschaft?

Matt-Leubner: Ja, in manchen Bereichen, etwa in der Chemie, haben wir viele Patente an der Universität. Diese werden auch genützt, das bringe ich mit herein ins trans IT, die direkte Verwertung von Patenten. Weil wir seit einigen Jahren versuchen, Forschung nicht nur zu publizieren, sondern auch zu patentieren: die Patente zu verkaufen, zu lizenzieren oder Firmen zu gründen.Wir haben auch im Bereich der Mikrobiologie Projekte, wo es etwa darum geht, Kompostierprozesse stark zu verbessern, diese Geräte kann man dann kaufen, hier ist Forschung also direkt beim Menschen.

STANDARD: Liefert diese Art der Forschung nicht nur passende Ergebnisse für die Unternehmen? Könnte da nicht der Vorwurf der Auftragsforschung, finanziert von der Wirtschaft, entstehen?

Matt-Leubner: Reine Auftragsforschung versuchen wir zu verhindern. Wir wollen Projekte, bei denen beide Seiten gewinnen. Forschung, wo die Wirtschaft nicht will, dass Ergebnisse publiziert werden, ist nicht dabei. Es sollte eine Kooperation sein, von der beide Seiten etwas haben. Teilweise lassen wir Projekte auch sterben, wenn Firmen zu forschungsferne Vorgaben haben. Wenn etwa Ergebnisse nicht uns gehören, oder wenn nicht publiziert werden darf, dann machen wir das nicht.

STANDARD: Wie viele Projekte laufen derzeit bei trans IT?

Matt-Leubner: trans IT hat aktuell über 20 Projekte am Laufen. An der Universität gibt es aber sehr viel mehr Kooperationsprojekte mit der Wirtschaft. Die 20 erwähnten sind der Anteil dieser Kooperationen, bei denen trans IT der Initiator und Unterstützer war. Beispielsweise die Projekte im IT-Bereich. Es gibt natürlich auch in ganz anderen Gebieten Zusammenarbeiten. So läuft zum Beispiel momentan ein Projekt mit einem Wissenschafter der sozialwissenschaftlichen Fakultät, der eine Prozessoptimierung in einem Unternehmen bearbeitet.

STANDARD: Die Wirtschaft wird ihre Forschungsprojekte nicht immer öffentlich diskutieren wollen. Innovationen sollen ja auch einen Wettbewerbsvorteil bringen.

Matt-Leubner: Es gibt Projekte, über die ich nicht reden darf. Bis der Technologievorsprung gesichert ist, das heißt, bis das Patent angemeldet ist bzw. das Produkt auf dem Markt - je nach Technologie ist man zur Geheimhaltung verpflichtet. Viele Firmen, die an uns herantreten, wollen nicht, dass die Konkurrenz erfährt, dass sie mit der Universität an der Lösung eines Problems arbeiten, denn das würde ja der Konkurrenz gleichzeitig eventuelle Schwächen mitteilen. Solche Projekte müssen mit besonderer Vorsicht bearbeitet werden.

STANDARD: trans IT hilft auch, Geldgeber zu finden. Welche Ansätze verfolgen Sie dabei?

Matt-Leubner: Ja, aber trans IT sollte nicht als Fördergeber gesehen werden, sondern als Unterstützer am Weg zur Förderung. Von uns direkt gibt es nur in speziellen Bereichen Geld. Andere Kooperationsprojekte mit der Wirtschaft sollten sich entweder selbst finanzieren oder auch über Fördertöpfe. Bei der Antragstellung helfen wir aber natürlich. Es gibt natürlich Projekte, über die ich nicht reden darf, bis der Technologievorsprung gesichert und das Patent angemeldet ist. (Verena Langegger/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22. 5. 2008)