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Lewis Dube aus Simbabwe mit seinem 2-jährigen Sohn. Er sei von einem Mob attackiert und aus seiner Hütte gejagt worden, sagt er. Flüchtlinge aus Simbabwe waren Ziel vieler Angriffe in den Townships.

Foto: AP Photo/Themba Hadebe
In der südafrikanischen Provinz Gauteng mit der Hauptstadt Pretoria und der Wirtschaftsmetropole Johannesburg war die Lage in den Elendsvierteln laut der Polizei am Donnerstag zwar etwas ruhiger als in den Tagen zuvor, als in den Siedlungen der armen schwarzen Bevölkerung Einwanderer aus anderen afrikanischen Ländern gejagt und misshandelt wurden – das Militär ist aber einsatzbereit. In der Provinz North West kam es erstmals zu Übergriffen. Südafrikas Regierung hat am Mittwochabend entschieden, die Armee zur Unterstützung der Polizei zu mobilisieren. Sie ist in Bereitschaft, sollte es weitere Angriffe geben.

Die Polizei setzte in den betroffenen Townships Spezialeinheiten ein, um erneute Gewaltausbrüche gegen Ausländer zu verhindern. Auch in Personalzügen wurden Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Insgesamt wurden bei den Ausschreitungen in den vergangenen eineinhalb Wochen mehr als 40 Menschen getötet, etwa 15.000 flüchteten. Tausende fanden Schutz in Polizeistationen, Kirchen und Gemeindezentren, wo sie von humanitären Hilfsorganisationen betreut werden.

"Zu langsam reagiert"

Kaglema Motlanthe, Vize-Präsident der Regierungspartei ANC, erklärte am Donnerstag: "Die Polizei hat zu langsam auf die ersten Angriffe auf Ausländer in Alexandra reagiert." In diesem Armenviertel hatten die Übergriffe begonnen. Motlanthe sagte weiter, die Mehrheit der Menschen aus Simbabwe, die in Südafrika lebten, hätten eine bessere Ausbildung; die Mosambikaner hätten gute Kenntnisse im Baugewerbe. Daher stammten die Angriffe von "unseren südafrikanischen Schwestern und Brüdern, die keine Möglichkeit hatten, bessere Ausbildungen zu erwerben".

Die Angriffe hatten sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auch auf die Hafenstadt Durban ausgeweitet. Dort hat eine wütende Gruppe von 150 Menschen im Viertel Umbilo nigerianische Bewohner bedroht und angeblich das Lokal eines Nigerianers demoliert. Laut Polizei handelte es sich bei den Angreifern um Männer aus einem Wohnheim, in dem auch Menschen aus anderen afrikanischen Ländern leben. Die Polizei erklärte, es habe sich eher um einen kriminellen Überfall gehandelt als um ausländerfeindliche Attacken.

Der ANC in der Provinz Gauteng hatte sich besorgt geäußert, dass die gewaltsamen Übergriffe in Wohnheimen für Arbeiter angezettelt worden sein könnten. Essop Pahad, Minister im Präsidentenbüro, deutete auch auf mögliche Verwicklungen rechtsradikaler Kräfte hin, die womöglich Arme aufstacheln wollten, um Südafrikas Demokratie zu schaden.

Auch Geheimdienst-Chef Manala Manzini erklärte, die Angriffe könnten mutwillig organisiert worden sein, vor der Präsidentenwahl 2009. "Wir glauben, es gibt Kräfte im Land und außerhalb, die weiterhin nicht akzeptieren, dass unser Volk sich selbst regieren kann." (Martina Schwikowski aus Johannesburg/ DER STANDARD Printausgabe, 23.5.2008)