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Wendigkeit, Übersicht, Schussvermögen, Durchsetzungskraft: Michel Platini nahm seine ballesterischen Eigenschaften mit ins Funktionärsleben. Vom Chef der WM 1998 brachte er es zum Chef der UEFA.

Foto: APA/ Pfarrhofer
Die siebte Europameisterschaft fand in Frankreich statt. Aber das allein wäre eine völlig unzureichende Feststellung. Es war nämlich auch Frankreich, das in dieser siebten EM-Endrunde stattgefunden hat. Und wer frankophil genug ist, darf sagen: endlich.

Erstmals gelang den von Anbeginn ja mitballesternden Franzosen - Gründungsmitglied der FIFA, Hauptinitiator der UEFA - ein großer Titel. Und die Art und Weise, wie sie ihn holten, überzeugte weniger die anderen - da gab es genug, die meinten, Spanien hätte sich den Titel "eigentlich verdient" -, als die Franzosen selbst. Seither sind sie nämlich von der Spitze des europäischen Fußballs kaum noch wegzudenken.

Die acht Teilnehmer matchten sich in zwei Gruppen. Frankreich hatte es mit Dänemark, Jugoslawien und Belgien - an dem die Schweiz in der Qualifikation gescheitert war - zu tun. Finalist Spanien mit Portugal, Rumänen und Deutschland, das Österreich gestoppt hatte und mit einiger Fortune auch die sensationell aufspielenden Nordiren.

Fürs Halbfinale reichte es für die Deutschen dann aber nicht mehr. Dort trafen die Spanier auf Dänemark, um nach 1:1 und 5:4 im Elferschießen ins Finale einzuziehen. Auch Frankreich brauchte gegen Portugal die Verlängerung, allerdings kein Elferschießen.

Frankreich hatte ja Michel Platini, den Denker, Lenker und schließlich Vollstrecker einer großen Mannschaft, die gegen Portugals Kontertaktik gleichwohl unterzugehen drohte. Bis zur 114. Minute schien es, dass die beiden Treffer von Jean-François Domergue nur für die Penalty-Entscheidung reichen würden. Dann kam Platini und erzielte das 3:2.

Acht Tore hatte Michel Platini damit geschossen. Ein neuntes folgte noch. Nach 0:0 zur Pause und rollenden Angriffen der Spanier überraschte im Finale der spanische Goalie Luis Arconda die Welt, Gott und das Land, in dem Gott sich dem Vernehmen nach am wohlsten fühlt, indem er einen Platini-Freistoß auf eine Weise passieren ließ, die man in Österreich "Steirertor" nennt. In der 90. Minute rundete Linksaußen Bruno Bellone das Finale zum 2:0.

Michel Platini, 1982 von St. Étienne zu Juventus gewechselt, wurde Torschützenkönig. Kurz vor der EM erreichte er mit den Turinern den Titel im Cupsiegercup, im Jahr darauf im Meistercup. Nach seinem Rückzug als Spieler 1987 übernahm er bis 1992 das französische Team.

All das war freilich nur eine Art Trockentraining fürs Eigentliche. Seit 2007 ist Platini Präsident der UEFA, Chef des kontinentalen Fußballs, Herr über die EURO 08. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 25. April 2008)

Finale: Frankreich - Spanien 2:0 (0:0) Erstmals kein Spiel um Platz 3 Österreich und die Schweiz in der Qualifikation out