Präsident Thabo Mbeki hatte dem Militäreinsatz zugestimmt und damit gleichzeitig den Ernst der Lage unterstrichen. Es ist das erste Mal seit dem Ende der Apartheid vor 14 Jahren, dass das Militär zur Wiederherstellung der inneren Sicherheit herangezogen wird. Bei den seit mehr als einer Woche andauernden fremdenfeindlichen Angriffen hat es mindestens 42 Tote gegeben. Wenigstens 15.000 Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben. Viele der verfolgten Ausländer - allen voran Flüchtlinge aus Simbabwe, Mosambik und Malawi - haben in Notunterkünften Schutz gesucht. Die Südafrikaner in den Elendsvierteln werfen den Einwanderern vor, ihnen Arbeit und Wohnraum wegzunehmen.
Soldaten nicht für zivile Einsätze ausgebildet
Während die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) den Einsatz des Militärs als überfällig begrüßte, erklärte die Inkatha-Freedom-Partei (IFP), sie billige die Maßnahme nur unter Auflagen. Auch die Gewerkschaft SANDU rügte, dass Soldaten für militärische, nicht aber für Sicherheitsaufgaben ausgebildet worden seien. Ihr Einsatz im Innern sei "moralisch, vor dem Gesetz und politisch nicht zu vertreten", erklärte ein Gewerkschaftssprecher. Im Großraum Johannesburg blieb es nach Mbekis Ankündigung über den Militäreinsatz relativ ruhig, während in Durban und in Townships der Provinz Mpumalanga erneut Ausländer angegriffen wurden. Bei Pretoria wurden afrikanische Ausländer auf Flugblättern bis Freitag zum Verlassen der Township Ga-Rankuwa aufgerufen. Nach unbestätigten Berichten waren auch die Orte Brits und Secunda betroffen.
Die beispiellose Gewaltwelle ist dabei, Südafrikas Reputation als Bastion wirtschaftlicher und politischer Stabilität in Afrika zu zerstören. Nun bedroht sie zunehmend die Förderung lukrativer Rohstoffe wie Gold: Das Goldminen-Unternehmen DRD Gold teilte am Donnerstag mit, es verzeichne Verluste in Primrose bei Johannesburg, wo am Wochenende einige der schlimmsten Ausschreitungen stattfanden. Sprecher James Duncan sagte, dort seien 38 Prozent der Arbeiter Ausländer. "14 Prozent davon kamen am Montag nicht zur Arbeit, bis Mittwoch verschlimmerte sich das auf 60 Prozent", sagte er. "Je länger die Gewalt anhält, umso größer wird die Auswirkung auf die Produktion sein", warnte er.
Zögerliches Eingreifen der Polizei
Der stellvertretende Vorsitzende der Regierungspartei ANC kritisierte das zögerliche Eingreifen der Polizei. Dadurch seien die Gewalttäter ermutigt worden, sagte Kgalema Motlanthe. Die Übergriffe seien ein Anschlag auf die Werte der demokratischen Gesellschaft Südafrikas. Motlanthe ist ein enger Verbündeter von ANC-Chef Jacob Zuma, der in einer Kampfabstimmung über die ANC-Führung Präsident Mbeki besiegt hatte und als künftiger Staatschef gilt.