Bonn - Die weltweit steigenden Lebensmittelpreise könnten nach Einschätzung der Internationalen Handelskammer (ICC) mit nachhaltigen landwirtschaftlichen Anbaumethoden eingedämmt werden. In vielen Regionen würden nur 20 Prozent der grundsätzlich möglichen Produktivität erreicht, sagte Annik Dollacker, Co-Vorsitzende der ICC-Arbeitsgruppe auf der UNO-Artenschutzkonferenz in Bonn. Das Potenzial zur Steigerung landwirtschaftlicher Erträge sei enorm.

Um die Nahrungsmittelerzeugung zu vertretbaren Kosten für Mensch und Natur zu erhöhen, müssten Anbaumethoden verbessert, Fruchtfolgen bei der Saat beachtet und Bewässerungstechniken effizienter betrieben werden, erklärte Dollacker. Auch sollten Pflanzenschutzlösungen und Saatgut mit höherem Ertragspotenzial genutzt werden.

Maßnahmen zum Artenschutz integrieren

Der Welt-Bauernverband forderte, auch Maßnahmen zum Artenschutz in die landwirtschaftliche Produktion zu integrieren. Regierungen müssten Geld für Dienstleistungen bereitstellen, die der Pflege von Ökosystemen und der Sicherung landwirtschaftlich geprägter Kulturlandschaften dienten.

Nach Einschätzung von Naturschützern lebt die überwiegende Zahl der auf Wiesen und Feldern gefährdeten Arten genau in jenen Bereichen, die vor allem durch die Landwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu zählten Feldböschungen, die unterpflügt, Nassstellen, die trockengelegt oder Feuchtwiesen, die zu früh gemäht würden, erklärte der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV).

Naturschutzbund Deutschland bezweifelt Erfolgschancen

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) betonte jedoch, weder die EU noch die Weltgemeinschaft könnten das UNO-Ziel erreichen, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 signifikant zu stoppen. In den 16 Jahren ihres Bestehens sei das Artenschutzübereinkommen "erfolglos" gewesen, weil sich die Teilnahmestaaten nicht auf ein weltweites Schutzkonzept mit finanzieller Ausstattung haben einigen können, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Grund dafür sei auch das Einstimmigkeitsprinzip der 189 Staaten.

Tschimpke forderte einen finanziellen Ausgleich für die Nutzung genetischer Ressourcen wie etwa Arzneipflanzen aus dem Regenwald. "Hier muss die Konferenz einen Durchbruch bringen", betonte er. Zudem müssten Länder, die Regenwald abholzten, für diese Klimaschäden zahlen. Trotz seiner Skepsis verlangte Tschimpke von der Konferenz eine Verpflichtung der Staatengemeinschaft zum Schutz der Artenvielfalt und entsprechende finanzielle Zusagen. Die Initiative der deutschen Regierung, die auf Freiwilligkeit setze, reiche nicht aus. (APA/AP)