Beirut/Kairo – Ein halbes Jahr war der libanesische Präsidentenpalast im Beiruter Vorort Baadda verwaist. Nach dem politischen Durchbruch bei den Gesprächen in Doha ist die Wahl von Michel Sleimane, auf den sich die Parteien bereits im Dezember geeinigt hatten, nun auf diesen Sonntag festgesetzt worden. Parlamentspräsident Nabih Berri hat das Parlament für den späten Nachmittag einberufen.

Bei der Wahl des Armeechefs und maronitischen Christen ins höchste Amt werden zahlreiche arabische und internationale Gäste anwesend sein. Erwartet werden der Emir von Qatar, der den Kompromiss vermittelt hatte, sowie die Außenminister Frankreichs, Spaniens und Italiens und wahrscheinlich auch der türkische Regierungschef.

Der Wahl folgt noch am gleichen Abend die Vereidigung und dann die erste Rede Sleimanes als Staatsoberhaupt. Seine erste Aufgabe wird es in den kommenden Tagen sein, Konsultationen mit den verschiedenen Parteien über die Bildung einer neuen Regierung zur führen. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass Saad Hariri, der Chef der pro-westlichen Parlamentsmehrheit, neuer Premier wird. Der Opposition stehen 11 der 30 Kabinettsposten zu.

Geberkonferenz in Wien

In Wien wird auf Ersuchen der libanesischen Regierung am 23. Juni eine Geberkonferenz zum Wiederaufbau des 2007 zerstörten palästinensischen Flüchtlingslagers Nahr al-Bared im nördlichen Libanon stattfinden. Eingeladen haben dazu laut Außenamt neben Außenministerin Ursula Plassnik und dem libanesischen Ministerpräsidenten Fouad Siniora auch EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner und der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa. Das Lager wurde bei einer vier Monate dauernden Militäraktion fast vollständig zerstört. Die Extremistengruppe „Fatah al-Islam“ hatte sich darin verschanzt. 400 Tote waren zu beklagen. (Astrid Frefel/DER STANDARD, Printausgabe, 24./25.5.2008)