Die Räumungsaktion auf der rund 700 Hektar großen Ranch der von den Mormonen abtrünnig gewordene Sekte "Fundamentalist Church of Christ of Latter-Day Saints" (FLDS) hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Der zuständigen texanischen Familienbehörde zufolge waren viele Kinder zur Heirat gezwungen und sexuell missbraucht worden. Auch die Staatsanwaltschaft hatte seinerzeit von einer "Kultur des sexuellen und emotionalen Missbrauchs" in der Kolonie gesprochen. Mehr als 20 in der Kolonie lebende minderjährige Mädchen seien schwanger gewesen oder hätten bereits Kinder bekommen.
Ausgelöst hatte die Ermittlungen eine schwangere Minderjährige, die angab, auf dem Anwesen missbraucht worden sein. Am 3. April führte die Polizei eine großangelegte Razzia auf der wie eine eigene Kleinstadt organisierten Ranch durch. Ein Gericht entschied zunächst, dass der Bundesstaat Texas das Sorgerecht der Kinder übernimmt. Sie wurden bei Pflegefamilien untergebracht. Die Rechtsanwälte der Sekte beschuldigen die Behörden nun der religiösen Diskriminierung.