Hier läuft es umgekehrt: Das Kind erzählt der Mutter eine Geschichte. Zugegeben aus Eigennutz, aber doch. Der kleine Tim hat nämlich am Herd den vor sich hin köchelnden Spinat entdeckt. Und den mag er nicht. An dieser Stelle wäre jetzt ein Plädoyer für das grüne Gemüse angebracht. Aber ganz ehrlich: Das grüne Etwas ist wirklich nicht gut. Daher entfällt hier die Ehrenrettung. Der Titel des Bilderbuches Das ganz, ganz kleine Schwein mit dem ganz, ganz großen Hunger verrät auch gleich, welche Geschichte Tim dann seiner Mutter zum Besten gibt. Am Buchcover sieht man ihn, den Mund weit aufgerissen, redend, vor ihm der drohende Spinatteller und in der Hand das kleine Schweinchen. Und das wird immer größer, denn es hat einen unbändigen Hunger. Es isst anfangs noch Pizza, dann Fernsehapparate und ganze Städte. Am Schluss heißt es: "Und da war auf der Welt nichts mehr als das ganz, ganz kleine Schwein und sein ganz, ganz großer Hunger." Tim erklärt mit dieser Geschichte, warum es manchmal gut ist, wenn man nur einen kleinen Hunger hat. Martin Auer (Text) und Manuela Olten (Illustration) erzählen ihre Geschichte mit Witz. Einziger Haken: Die Strecke zwischen Tims Anfang der Erzählung und deren Ende ist lang. Die Schlusspointe wird für Kinder dadurch nicht gleich verständlich. Am besten, der Erzähler erwähnt zwischendurch nochmals den Beginn. Ob ihr Kind nach der Lektüre Spinat mag, ist allerdings fraglich. (Peter Mayr / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.5.2008)