Zur Person
Hannes Gschwentner (50) lebt mit seiner Lebenspartnerin in Thaur. Er hat zwei Söhne. Gschwentner war nach der Matura Polizist in Innsbruck und Graz. Von 1992 bis 2002 war er Bürgermeister von Kundl. Seit 2002 ist er SPÖ-Vorsitzender und Landeshauptmann-stellvertreter. Foto: Andreas Fischer

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STANDARD: In Tiroler Betrieben, wie etwa Swarovski, gehen Arbeitsplätze verloren. Wie gehen Sie als Chef der SPÖ, der traditionellen Arbeiterpartei, damit um?

Gschwentner: Wir können die Mechanismen des freien Marktes nicht ändern, also Konkurrenz aus Ägypten oder Fehler eines Management Buy-out. Die Gesetze des Marktes sind hart und nicht freundlich, aber für das Wirtschaftsleben zu akzeptieren. Allerdings: Es braucht Auffangnetze für die Menschen.

STANDARD: Wie sollen diese genau aussehen?

Gschwentner: Ich fordere erneut, wie 2003, eine Landesarbeitsstiftung, die permanent besteht - etwa wie in Vorarlberg. Da soll dauerhaft gearbeitet und nicht husch, pfusch ein Sozialplan erstellt werden, wenn es einem Betrieb schlecht geht. In der jetzigen Situation am Weltmarkt wäre dies günstig, denn man bräuchte nicht immer für jeden betroffenen Betrieb mühevoll Sozialpläne aufstellen.

STANDARD: Sie haben vor kurzem mit Bundeskanzler Alfred Gusenbauer Betriebe in Tirol besucht. Gibt es auch Positives?

Gschwentner: Die Auftragslage bei den Betrieben, die wir besichtigt haben, bei Datacon und Pirlo, sind gut, allerdings spielt auch hier der Weltmarkt mit. Pirlo ist etwa abhängig von Rohstoffen, die derzeit am Weltmarkt teuer sind. Ein weiteres Problem ist der Technikermangel in Tirol.

STANDARD: Wie wollen Sie den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, der in Tirol besteht, lösen?

Gschwentner: Wir müssen das Bildungssystem ändern. In Tirol gibt es immer noch relativ wenige Maturanten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Politisch bedeutet das, dass ich das Konzept einer Gesamtschule für Zehn- bis 14-Jährige forcieren möchte.

STANDARD: In zwei Wochen sind die Landtagswahlen vorbei, warum sind Sie der ideale Landeshauptmann?

Gschwentner: Ich bin die Zukunft. Der amtierende Landeshauptmann Herwig van Staa und Fritz Dinkhauser - auch ÖVP-Mitglied, aber mit einer eigenen Liste - sind zwei ältere Herren, mit deren Befindlichkeiten wir im Wahlkampf ständig konfrontiert sind. Diese Streitereien, die ja eigentlich innerhalb der ÖVP stattfinden, interessieren mich nicht. Ich gehe hinaus und überzeuge die Menschen.

STANDARD: Sie sind derzeit bereits in der Landesregierung. Der Volkspartei werden in allen Umfragen Verluste vorhergesagt, werden sie mit der ÖVP wieder in eine Regierung gehen?

Gschwentner: Das kann ich nicht sagen, das würde von der Situation abhängen. Ich werde nach der Wahl mit allen Parteien Gespräche führen. Es sind auch andere Konstellationen für eine stabile Regierung denkbar.

STANDARD: Welche?

Gschwentner: Ich werde mit allen Parteien sprechen, außer mit der FPÖ, diese ist mir zu rechtspopulistisch und ausländerfeindlich. Also nicht nur mit der Volkspartei, sondern auch mit den Grünen und der Liste Dinkhauser. Es muss aber ein fixes Regierungsprogramm geben. Ein freies Spiel der Kräfte ist für mich nicht denkbar.

STANDARD: Sie gelten als sehr besonnen. Konnten Sie die internen Wogen, etwa nach der Rückreihung von ÖGB-Chef Franz Reiter auf der Landesliste, wieder glätten?

Gwschentner: Franz Reiter muss den Fehler auch ein bisschen bei sich selbst suchen. Man kann nicht nur Ämter kumulieren. Jetzt ist eine Frau, ebenfalls eine Gewerkschafterin, an Reiters Stelle auf der Landesliste.

STANDARD: Dem SPÖ-Verkehrssprecher Georg Dornauer wurde nach einer Alkoholkontrolle der Führerschein abgenommen. Wird er weiter in der Funktion des Verkehrssprechers auftreten?

Gschwentner: Dornauer hat eine Sünde begangen, die viele Menschen begehen. Allerdings haben Politiker eine Vorbildfunktion. Er wird aus der Situation die richtigen Schlüsse ziehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.5.2008)