"Es ist nicht alles Gold, was glänzt", lesen Passanten in Warschau, wenn sie sich nach den falschen Nuggets bücken.

Foto: ILA

Den Diamantbohrer geschultert wie eine Pumpgun - so zieht der Grazer Künstler ILA durch die Welt, um seine Earth-Plugs, kleine wundersame Schaukästen auf Straßenpflaster, Kunstrasen oder sogar in Wüstensand zu installieren. Wer so auftritt, kann nichts Verbotenes im Sinn haben, denken da meist die Passanten. Und genau damit spielt seine Auseinandersetzung mit Street Art, mit illegalen Interventionen im öffentlichen Raum, die nicht schnell mal im Dunkel an eine Wand gesprayt werden, sondern laut und brachial in den Boden gehauen werden.

Das Resultat ist weniger brachial, vielmehr sind es kleine runde Schmuckkästchen - zehn Zentimeter im Durchmesser, mit einer bikonkaven Linse druckfest im Boden verankert - in denen kleine Welten lauern. Im ehemaligen jüdischen Ghetto Warschaus versenkte ILA einen Earth-Plug mit falschen Goldnuggets, in Rotterdam Tulpenzwiebeln, die in dem abgeschlossenen, luftdichten System explodierten, in der Wüste Sinai einen mit Wasser, das beim richtigen Stand der Sonne zu kochen beginnt, und an der Mur einen kleinen Pool samt Schwimmern darin.

Eine Dokumentation über die kleinen Skulpturen, die ohne Erlaubnis in den Boden gerammt werden und zuletzt auf der Biennale für Miniaturen in Belgrad prämiert wurden, ist mit anderen Arbeiten derzeit in der Ausstellung Alles in Allem zu sehen. Immer thematisiert der Künstler in verschiedensten Werken ein alles umfassendes, aber unfassbares System, dem er schließlich selbst angehört. Der gelernte Naturwissenschafter nimmt auch mal die Quantenphysik zur Hand, um zu beweisen, dass eigentlich der Geist über die Materie herrscht. Das kann mit David enden, der nicht wie Michelangelos aus Marmor, sondern Marmorkuchen ist. (cms / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.5.2008)