Gallensteine im Gallengang verursachen übelste Schmerzen. Nach Koliken empfehlen Ärzte eine Operation.

Grafik: Köck
Sind Sie übergewichtig, blond, weiblich, über vierzig und haben Kinder? Diese Charakteristika treffen auf sehr viele Patientinnen mit Gallensteinen zu. Allerdings: In 75 Prozent der Fälle liegen die Steine stillschweigend in der Gallenblase und sind sogenannte "stumme Steine".

Die fünf F

Ob es zur Steinbildung kommt, hängt von den fünf F (fat, fair, female, fourty, fertile) ab, weil sie über die Mischung des bitteren gelben Saftes entscheiden. Normalerweise stehen Gallensäuren und Cholesterin in einem fixen Verhältnis von 20:1 zueinander, unter 13:1 kristallisiert das Cholesterin, aus winzigen Kristallen werden Steine, manche so groß wie Hühnereier.

Gefährliche Mobilisierung Rutscht dann ein Stein aus der Gallenblase in den Gallengang, wird die Situation problematisch. "Die Schmerzen einer schweren Gallenkolik vergisst niemand", sagt Hans Jörg Mischinger, Leiter der klinischen Abteilung für Allgemeinchirurgie an Med-Uni Graz. Die Attacken dauern oft Stunden, besonders bedrohlich werden in den Rücken ausstrahlende Schmerzen erlebt.

Was passiert? Der Körper versucht, den Stein loszuwerden und den Gallenabfluss wieder freizubekommen. Dafür beginnt sich die Muskulatur in den Gallengängen rhythmisch zu kontrahieren, um den Stein damit zur Ausscheidung in den Darm zu transportieren.

"Theoretisch helfen schmerz- und krampflösende Medikamente", erklärt Mischinger, rät aber als langfristige Strategie davon ab, denn mit jeder Kolik steigt das Risiko einer ernsthaften Komplikation - etwa Entzündungen der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse oder Gelbsucht.

Laparoskopische Entfernung

"Nach der ersten schweren Kolik sollte eine Gallenblase heraus", sagt der Chirurg. In Österreich passiert das zurzeit vorwiegend laparoskopisch. Der große Bauchschnitt von früher wurde durch mehrere kleine Schnitte ersetzt. Mithilfe verschiedener Greif- und Schneideinstrumente wird die Gallenblase quasi wie durch "Schlüssellöcher" geborgen. Eine endoskopische Videokamera zeigt am Monitor draußen, was im Körper passiert. Die Vorteile dieser minimal invasiven Methode: Eine schonende Operation hinterlässt nur ein paar kleine Narben.

Neuer Trend: Endoluminale Chirurgie

Besser wäre aber ganz narbenfrei. Endoluminale Chirurgie ist der neueste Trend, NOTES (Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery) der Fachbegriff für eine Methode, die natürliche Körperöffnungen als Zugang für Operateure nutzt. Entwickelt wurde die Technik ursprünglich von Gastroenterologen, die über einen Schnitt durch den Magen Blinddärme mithilfe beweglicher Endoskope entfernten.

Auch Gallensteine können über die Vagina entfernt werden, Carsten Zornig, Leiter der Chirurgischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg gilt als Vorreiter dieser Methode. Die Vorteile: Schmerz- und Narbenfreiheit, bessere Wundheilung und kürzere Krankenhausaufenthalte.

Nicht unumstritten

Kritiker wie Mischinger allerdings warnen vor Infektionen, der Zugang über ein bakteriell besiedeltes Gebiet wie der Vagina mache steriles Arbeiten unmöglich. "Damit unterstellen wir Gynäkologen unethisches Verhalten", kontert Carsten Zornig. Er erinnert daran, dass transvaginale Gebärmutterentfernungen seit Jahrzehnten medizinischer Standard sind.

OP mit starren Instrumenten

Seit Juni 2007 entfernt der deutsche Chirurg auch Gallenblasen transvaginal, betont aber, dass es einen Unterschied zur klassischen NOTES-Methode gibt: "Wir operieren nicht mit flexiblen Endoskopen, sondern mit den starren Instrumenten." Insofern sei die Methode der konventionellen Laparoskopie ähnlich.

Ganz narbenfrei gehts nicht

Mischinger bleibt dennoch skeptisch, denn ein fünf Millimeter langer Schnitt am Bauchnabel sei auch bei Zornigs Methode durchaus keine Seltenheit. "Diesen müssen wir aber nie erweitern", weiß Zornig. Bei der konventionellen Laparoskopie ist das hingegen nicht selten der Fall, denn hühnereigroße Gallensteine passen eben nicht durch Fünf-Millimeter-Löcher. Ganz narbenfrei geht's also auch bei transvaginaler Operation nicht. Aus kosmetischer Sicht ist aber das Ergebnis unbestritten besser. Regina Philipp