Wien - Sehr lebhaft und teilweise auch emotional ist am Sonntagabend die Diskussion in der ORF-Sendung "Im Zentrum" über die Zukunft der Austrian Airlines (AUA) verlaufen. Einig waren sich die meisten Diskutanten darüber, dass die Zeit für eine Neupositionierung bzw. Neustrukturierung der AUA dränge, und dass die AUA dazu wohl einen strategischen Partner brauchen wird.

"Die Zeit drängt", meinte etwa der Luftfahrtexperte Kurt Hofmann. Der AUA mangle es an Effizienz, die Ursache für die schwierige Lage der AUA seien vor allem die hohen Treibstoffkosten und der hohe Schuldenstand von fast 1 Mrd. Euro. Als Gegenmittel rät Hofmann, alle Synergien aus dem Star-Alliance-Bündnis, dem die AUA angehört, auszunutzen. Auch Finanzstaatssekretär Günter Stummvoll gesteht einen "gewissen" Zeitdruck zu, er lasse sich die AUA aber nicht krank reden, noch sei etwas Zeit da. Bis zum Sommer sollten wie von Finanzminister Wilhelm Molterer vorgeschlagen, verschiedene Strategien ausgearbeitet werden. "Jedes weitere Monat zuwarten ist ein Verlust", gab Stummvoll aber zu bedenken.

Personalkosten

In fünf Jahren könne die AUA nicht mehr alleine fliegen, meinte Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl. Er warnte vor einer "rot-weiß-roten"-Mystik, entscheidend sei vielmehr, ob die Firma überleben könne und ob der Vorstand nach Aktienrecht handle und dabei nicht nur das Interesse der Aktionäre sondern auch das öffentliche Interesse berücksichtige. "Jeder strategische Partner wird die Mehrheit haben wollen", so Raidl - egal ob es sich dabei um die bisher kolportierten potenziellen Partner Lufthansa, Air France/KLM, die Emirates oder Aeroflot handle.

Raidl kritisierte auch, dass die Personalkosten der AUA im "oberen Segment" lägen, was von AUA-Betriebsrat Alfred Junghans umgehend dementiert wurde. Ein Sparpaket bringe nichts, so Junghans, die AUA habe sogar einen Pilotenmangel, weil diese von der Konkurrenz abgeworben würden, die ihnen 30 Prozent mehr zahle. Darauf Airline-Boss Niki Lauda: "Warum hat die AUA dann im letzten Jahr für 80 Mio. Euro Piloten abgefertigt, die jetzt zu mir kommen - jetzt braucht sie sie, war das intelligent?"

Lauda: "Not am Mann"

Bei der AUA sei "Not am Mann", führte Lauda aus. Seiner Ansicht nach werde die AUA in fünf Jahren nicht mehr alleine fliegen können. Die AUA werde auf Grund der Konkurrenz und des Ölpreises auch heuer nicht positiv fliegen können. Wenn sie schnell Gewinn bringen will, müsse die AUA "von der Leine" gelassen werden. "Die erste Frage dabei muss sein: wird die AUA privatisiert oder nicht. Das ist das Grundprinzip, damit sie frei und ohne Einfluss von außen fliegen kann". Das müsse noch heuer angegangen werden. Über diese Grundsatzfrage, die Hereinnahme eines strategischen Partners - direkt oder indirekt über Kapitalerhöhung -, müsse man diskutieren, stimmte Stummvoll zu. "Wenn man einen Partner sucht, muss man einen weiteren Schritt zur Privatisierung gehen".

Für Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter (S) ist dagegen die erste Frage: warum kann die AUA nicht mit Gewinn fliegen? "Dann brauche ich keinen Partner mehr". Bei keiner einzigen Privatisierung sei der Verkaufspreis höher als der spätere Aktienkurs gewesen, gab Matznetter zu bedenken, was ihm von Raidl die Bemerkung: "Sie verstehen die Börse nicht" einbrachte.

"Kein österreichischer Spielzeugladen"

"Die AUA kann und soll über die Zukunft selbst entscheiden, ohne Einflüsterer von außen", forderte AUA-Betriebsrat Junghans. "Wir sind kein österreichischer Spielzeugladen, auf Ezzesgeber von außen nicht angewiesen". Die AUA müsse "geordnet wachsen". Wenn die AUA einen Partner brauchen sollte, sollte die Entscheidung über den richtigen Partner nicht über Einflüsterer erfolgen. Während sich Junghans gegen die Lufthansa aussprach, ist für Lauda die deutsche Airline "der logische und beste Partner". Der Standort Wien würde dabei ausgebaut werden.

Junghans will alle Varianten und möglichen Partnerschaften nur im Unternehmen evaluieren und diskutieren und die Diskussion aus den Medien herausbringen. "Die AUA ist ein nationales Thema, weil fast 43 Prozent der ÖIAG also dem Steuerzahler gehören", erwiderte darauf Diskussionsleiter Peter Pelinka. (APA)