Nach einer ersten Stellungnahme des heutigen Rowohlt-Chefs Alexander Fest hatte Ernst Rowohlt in der Nazizeit "laviert". "Er hielt das für notwendig, um den Verlag zu retten." Allerdings müsse man, wenn man sein Verhalten im ganzen sehe, auch festhalten, dass er sich von den Nazis "nicht einfach vereinnahmen ließ", argumentierte Fest auf dpa-Anfrage.
Dem "Spiegel zufolge soll Rowohlt vor seiner Brasilien-Fahrt der SS im Jahre 1940 in unbekannter Höhe gespendet haben. Rowohlt hatte 1938 Hitler-Deutschland verlassen. Nach Stationen in Zürich, London und Paris war er 1939 in Brasilien eingetroffen, wo seine Schwiegereltern lebten. Bereits 1933, kurz nach der Machtübernahme der Nazis, war rund die Hälfte der Verlagsproduktion verboten und verbrannt worden. 1938 weigerte sich Ernst Rowohlt, seine jüdischen Lektoren zu entlassen und erhielt von den Nazis Berufsverbot "wegen Tarnung jüdischer Schriftsteller".
Volkssturm-Vorgesetzter
Aus dem Ausland kehrte er 1940 nach Deutschland zurück, um in der Wehrmacht zu dienen. 1943 wurde er laut "Spiegel" nach einem Lazarettaufenthalt "als Hauptmann d.R. vorläufig entlassen"; im November 1944 sei er als Volkssturm-Vorgesetzter wieder im Einsatz gewesen. Rowohlt habe 1946 geschildert, er sei "als politisch unzuverlässig" aus der Wehrmacht ausgeschieden.
Laut "Spiegel" hat Rowohlt auch während seiner Brasilien-Zeit seine Beiträge als NSDAP-Mitglied gezahlt, was Zweifel an Rowohlts eigener Darstellung wecke, er sei 1939 "emigriert". Aus Unterlagen des Berliner Bundesarchivs gehe hervor, dass sich Rowohlt im August 1943 erfolgreich um eine Bestätigung seiner NSDAP-Mitgliedschaft bemühte und noch offene Mitgliedsbeiträge nachzahlte. Die im April 1940 erfolgte Streichung sei daraufhin zurückgenommen worden.
Zugeständnisse als Rettungsversuch