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Foto: Reuters/Adam Hunger
London - Der frühere britische Premierminister Tony Blair hat es mit Rechnungen offenkundig nicht so genau genommen. Aus jetzt veröffentlichten Anträgen auf Aufwandsentschädigungen prominenter britischer Politiker geht hervor, dass Blair Mahnungen wegen unbezahlter Wasser- und Gasrechnungen bekam. Ihm sei sogar mit dem Besuch eines Gerichtsvollziehers gedroht worden.

Der Anbieter Northumbrian Water schickte im November 2005 dem damaligen Regierungschef eine Mahnung über 147 Pfund für eine unbezahlte Wasserrechnung. "Ihre Abrechnung kann einer Agentur für Schuldeneintreibung übermittelt werden. (...) Wir schätzen, dass Sie gerade einige finanzielle Probleme haben", heißt es in dem Schreiben an "Mr. C. L. Blair" (für Charles Lynton), Blairs zweiter und dritter Vorname.

"Lifestyle"

Auf 450 Seiten sind den Angaben zufolge die Anträge von 14 jetzigen und früheren Abgeordneten aufgelistet, darunter Premier Gordon Brown und Oppositionschef David Cameron. Dabei geht es etwa um erhebliche Aufwendungen für eine Küchenrenovierung oder den Fensterputzer. "Politiker-Millionäre bekommen für 94 Pfund (118 Euro) die Fenster geputzt - und Sie zahlen", schrieb die "Sun" an ihre Leser gerichtet. Der britische Steuerzahlerbund sprach von einem "Lifestyle", der die Wähler sicher nicht erfreue.

Vertreter des britischen Unterhauses hatten die Veröffentlichung der Anträge aus Sicherheitsgründen verhindern wollen. Nach dreijährigem juristischen Tauziehen ordnete dies ein Gericht jetzt aber an. Die Anträge aus den Jahren 2001 bis 2006 beziehen sich zumeist auf den Zweitwohnsitz der Politiker in ihren Wahlkreisen. Dafür können sie - ungeachtet der für sie vielfach freien Unterkunft in London - eine zusätzliche Aufwandsentschädigung einfordern. (APA/dpa)