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Immer aktiv: Während einer kurzen Zeit in Freiheit spricht Suu Kyi 1996 bei einer Veranstaltung der National League fur Democracy (NLD).

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Symbolfigur der Opposition: Demonstranten vor der burmesischen Botschaft in Bangkok.

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Die burmesische Militärdiktatur hat am Dienstag den Hausarrest für die Führerin der Demokratiebewegung, Aung San Suu Kyi, um sechs Monate verlängern lassen. Nach offiziellen Angaben wurde Suu Kyi bei einem kurzen Treffen mit einem Junta-Beauftragten in Rangun über diese Entscheidung informiert. Die Friedensnobelpreisträgerin befindet sich seit 2003 ununterbrochen unter Hausarrest.

Mit der Verlängerung des Hausarrests setzt sich die burmesische Militärjunta über einen Appell ihrer Partnerländer in der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN) hinweg. Die indonesische Regierung hatte die Junta kurz zuvor aufgerufen, Suu Kyi freizulassen.

Zierlich sieht sie aus: Mit einer Blume im langen schwarzen Haar und der zarten Figur macht Aung San Suu Kyi keinen gefährlichen Eindruck. Die Machthaber in Burma sehen das allerdings anders. Seit 1989 steht die Symbolfigur der burmesischen Opposition mit wenigen Unterbrechungen unter Hausarrest - insgesamt bereits 13 Jahre lang. Ihr Haus in der University Avenue in Rangun darf sie nicht verlassen. Kein Besuch, kein Telefon, kein Fernsehen. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt sind ihr Arzt und ein Kurzwellenradio.

Anhänger festgenommen

Die burmesische Militärdiktatur hat am Dienstag etwa zwanzig Anhänger der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) der unter Hausarrest stehenden Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi festnehmen lassen. Nach Augenzeugenberichten hatten die Demokratieverfechter vor dem Grundstück Suu Kyis gegen eine Verlängerung des Hausarrests für die Politikerin demonstriert.

Ihre Tage in der Isolation verbringt Suu Kyi mit Meditation, Nähen, Gymnastik, Klavierspielen und dem Erlernen von Sprachen. Auch ihre körperliche Verfassung hat sich während der Jahre in der Isolation stetig verschlechtert. Trotz aller Widrigkeiten lehnt die 62-Jährige aber weiterhin jegliches Angebot, das Land zu verlassen ab. Sie hat sich der Demokratisierung ihres Landes verschrieben - kompromisslos. "Sie würde ihre Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung verlieren. In dieser Beziehung sind die Burmesen sozusagen nationalistisch", erklärt Helmut Lukas, Experte zur Region Südostasien von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Auf der anderen Seite können es sich aber die Militärs auch nicht leisten Suu Kyi des Landes zu verweisen. Lukas: "Dazu ist ihr Ansehen in der Bevölkerung zu hoch. Darüber kann auch das Militär nicht hinwegsehen."

Väterliche Vorbildfunktion

Politisches Engagement liegt Suu Kyi im Blut. Ihr Vater war der 1947 ermordete Nationalheld General Aung San, der für die Unabhängigkeit Burmas von der britischen Kolonialmacht kämpfte. Obwohl Suu Kyi bei seinem Tod erst zwei Jahre alt war, prägte sie ihr Vater in ihrer politischen Einstellung. Daran war Suu Kyis Mutter maßgeblich beteiligt. Sie hielt das Erbe ihres Mannes gegenüber ihren Kindern hoch.

Suu Kyis lebt zu Beginn der 1960er Jahre, noch bevor sich die Militärs in Burma an die Macht putschen, gemeinsam mit ihrer Mutter Indien. Die Mutter ist Botschafterin und ermöglich ihrer Tochter eine erstklassige Ausbildung. Nach ihrem Schulabschluss in Neu Delhi studiert Suu Kyi an St. Hugh's College in Oxford. Später arbeitet sie für die UNO in New York. 1972 heiratet sie den britischen Tibetologen Michael Aris. Die beiden haben zwei gemeinsame Söhne: Alexander kommt 1973 zur Welt, Kim 1977.

Aufstände blutig niedergeschlagen

Während General Ne Win Burma von der Außenwelt abschottet, forscht und lehrt Suu Kyi in Bhutan und Kioto. Erst die Krankheit ihrer Mutter bringt sie wieder zurück nach Burma. Und das zu einer Zeit in der sich das Militärregime von seiner grässlichsten Seite zeigt. Sie bekommt mit, wie die Militärs Demonstrationen für die Demokratisierung blutig niederschlagen und tausende Menschen sterben. Daraufhin wird sie politisch aktiv. Als Tochter ihres Vaters könne sie nicht untätig zusehen.

Im September 1988 entsteht die National League for Democracy (NLD). Suu Kyi ist die erste Generalsekretärin der neuen Partei. Im Juli des darauf folgenden Jahres stellt sie das Militärregime unter Hausarrest. Sie ist aber dennoch Spitzenkandidatin bei den ersten freien Wahlen im Jahr 1990. Die NLD gewinnt haushoch, aber die Militärs ignorieren das Ergebnis. Warum aber die Wahlen überhaupt erst ausgeschrieben wurden, wenn das Ergebnis dann erst ignoriert wird erklärt Lukas folgendermaßen: "Die Militärs haben einfach nicht mit diesem Ergebnis gerechnet. Sie dachten, sie hätten die Bevölkerung unter Kontrolle."

Nobelpreis

Für ihren Einsatz bekommt Aung San Suu Kyi 1991 den Friedensnobelpreis verliehen. Suu Kyi schickt ihre beiden Söhne nach Oslo, um den Preis entgegenzunehmen. Sie selbt hatte Angst nicht mehr nach Burma einreisen zu dürfen, sobald sie einmal die Grenzen des Landes verlassen hat.

Auch private Tiefschläge muss Suu Kyi verkraften: Ihr Mann stirbt im Jahr 1999 an den Folgen einer Krebserkrankung. Das letzte Mal gesehen hat sie ihn vier Jahre zuvor zu Weihnachten. Danach wurde ihm die Einreise nicht mehr erlaubt.

Zum vorerst letzten Mal trat sie vergangene Herbst in der Öffentlichkeit auf. Sie empfing eine Gruppe buddhistischer Mönche, die gegen das Regime demonstriert hatten. Sie bot dem Regime "im Interesse der Nation" einen Dialog an. Dieser hat bis heute nicht richtig begonnen.

Im Mai ließ die Militärregierung über eine Verfassungsänderung abstimmen. Einer der neu hinzugekommenen Paragraphen macht es Suu Kyi praktisch unmöglich, unter der derzeit geltenden Verfassung ein politisches Amt zu bekleiden. Davon sind nämlich all jene ausgeschlossen, die mit einem Ausländer verheiratet waren oder sind. Davon wird sie sich aber kaum einschüchtern lassen. (mka/APA, derStandard.at, 26.5.2008)