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Lauda: Die AUA sei zu retten allerdings nur durch eine Vollprivatisierung. Eine österreichische Lösung müsse man erst einmal zu Stande bringen.

Foto: AP/Ronald Zak
Wien - Der Flugunternehmer und Ex-Rennfahrer Niki Lauda tritt für eine rasche Privatisierung der Austrian Airlines (AUA) ein und hält die deutsche Lufthansa für einen guten Partner. Nur so könne die Fluglinie einen Neustart machen, sagte der Chef des Billigfliegers FlyNiki in einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" ("SN") am Montag. Die Staatsholding ÖIAG, die 42,75 Prozent der AUA hält, hat laut "Handelsblatt" dem AUA-Vorstand bereits einen Prüfauftrag zur Privatisierung erteilt.

Eine österreichische Lösung in Form eines Alleingangs ohne strategischen Partner schließt Lauda zwar nicht aus, sie sei aber sehr schwierig umzusetzen. Gespräche über eine Kooperation mit FlyNiki habe es bisher nicht gegeben, so Lauda. Sollte sich die AUA für einen strategischen Partner entscheiden, wäre die deutsche Lufthansa keine schlechte Wahl. Der Flughafen Wien würde darunter nicht leiden, denn: "Wenn die AUA Flüge zurücknimmt, kommt jemand anderer."

Rettung durch Vollprivatisierung

Die Probleme, die die AUA jetzt belasten, hätten schon vor zehn Jahren begonnen, so Lauda im "SN"-Gespräch. Die AUA sei seit zehn Jahren durch "Nichtreagieren auf Marktentwicklungen, Spritpreise und viele Variablen des Geschäfts in den heutigen Zustand gekommen". Noch vor zehn Jahren hätte niemand gedacht, dass Billigairlines den Markt abfliegen. Aber viele Dinge könne man, wenn man sich auskennt, vorhersehen. Die AUA habe alles übersehen, jetzt sei sie in einer Situation, in der nichts weitergeht. Die AUA werde nicht in Konkurs gehen. Sie habe 300 Mill. Euro auf der hohen Kante, zitiert Lauda Vorstands-Chef Alfred Ötsch. Dies sei für eine Airline im Sommer völlig normal. Allerdings müsse man im Sommer so viel verdienen, dass das Jahresergebnis positiv bleibt. Im Winter verdiene keine Airline Geld. Die echten Probleme werden Ende des nächsten Winters kommen.

Die Airlines, die in Europa funktionieren, seien die privatisierten: Lufthansa, British Airways, Air France/KLM. Die AUA habe es schwer, weil sich jeder einmische. Er könne frei entscheiden, die AUA dagegen müsse immer bei der ÖIAG nachfragen.

Das Theater um Einstieg und dann Rückzug von Al Jaber sei für die AUA der größte Imageschaden gewesen. Was sich da abgespielt habe, sei für jede Firma unerträglich. "Ich kann keine Hauptversammlung wegen einer Kapitalerhöhung abhalten und dann kein Kapital haben". Al Jabers Einstieg hätte zwar 150 Mio. Euro gebracht, aber an den Problemen nichts geändert.

Die AUA sei zu retten allerdings nur durch eine Vollprivatisierung. Eine österreichische Lösung müsse man erst einmal zu Stande bringen. Nötig sei eine Flottenbereinigung. Dann hätte die AUA auch einen Kapitalbedarf von, "sage ich mal, 2,4 Mrd. Euro für die nächsten fünf Jahre".

Die Lufthansa würde als Eigentümer die AUA fördern. Auch wenn beide Fluglinien derzeit in der Star Alliance verbunden sind, zieht jede Airline Passagiere, so gut sie kann, zu sich. Heute sind beide Konkurrenten, trotz Allianz. "Wenn sie die AUA übernimmt, gehört ihr der Laden, und sie wird trachten, den größtmöglichen Profit zu machen". Die Swiss habe als Lufthansa-Teil in drei Jahren elf Prozent Betriebsergebnis verdient, sechs neue Langstreckenflieger bekommen, sie fliegt neue Destinationen an und ist wieder profitabel.

"Rot-weiß-roter Touch"

Die Österreich Werbung (ÖW) verlangt, dass die AUA ihren rot-weiß-roten Touch behält. Vor der Lufthansa hat ÖW-Chefin Petra Stolba keine Angst. "Für uns ist wichtig, dass die Marke AUA erhalten bleibt und die Heckflosse nach außen rot-weiß-rot bleibt", so Stolba im heutigen Wirtschaftsblatt. Als nationale Fluglinie habe die AUA hohe Dienstleistungsqualität. "Wenn im Ausland ein Gast in die Austrian Airlines einsteigt, wird er schon von einem Stück Österreich empfangen."

Stolba verweist auf das Beispiel der Swiss, die nach der Übernahme durch die Lufthansa wieder erfolgreich sei. Dass die deutsche Airline in manchen Kreisen Ängste um den Flughafen Wien und den Wirtschaftsstandort auslöse, relativiert Stolba. Das sei auch eine Frage der inhaltlichen Ausformung etwaiger Verträge." Wer als Partner in Frage komme oder ob eine Mehrheit abgegeben werde, sei jedoch letztlich "eine strategische und politische Entscheidung".

Der freiheitliche Luftfahrtsprecher Norbert Hofer fordert rasche Verhandlungen mit der Lufthansa. Er sieht aber auch in Niki Lauda einen geeigneten potenziellen "Mitstreiter, der an Bord geholt werden könnte".

Schuldenberg

Die AUA hat, wie berichtet, im ersten Quartal 2008 rund 60 Mio. Euro Nettoverlust eingeflogen. In dem Ergebnis stecken allerdings deutlich höhere außerordentliche Belastungen als im Startquartal des Vorjahres. Das zweite Quartal 2008 soll nach Einschätzungen aus Unternehmenskreisen besser ausfallen. Dennoch steckt die im internationalen Vergleich kleine AUA in Schwierigkeiten, weil ihr mit dem, saudischen Investor Al Jaber ein Geldgeber abgesprungen ist.

Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, gebürtiger Österreicher, hatte wie berichtet Interesse an der AUA signalisiert. "Wir wären bereit, sie uns anzuschauen", sagte er. Das aktive Interesse der Lufthansa ist laut "Handelsblatt" allerdings nicht sehr groß: Über die Star Alliance stimmt Lufthansa bereits Flugrouten mit der AUA ab, die Meilenprogramme sind kombiniert, und im technischen Bereich gibt es ein Joint Venture mit den Österreichern.