Wien – Die Bestellung von Peter Klugar (59) an die Spitze der ÖBB durch den Aufsichtsrat war am Montag Formsache. Die Weichen zu seinen Gunsten wurden schon im April gestellt, als Martin Huber nach Vorwürfen um Immobiliengeschäfte seiner Frau den Posten räumen musste. Auf den neuen Vorstandssprecher der ÖBB Holding wartet viel Arbeit. Ganz oben auf der Agenda steht die Reform der Bahnreform. Unter der schwarz-blauen Koalition begonnen soll sie nun wieder teilweise zurückgenommen werden, weil die Resultate zu wünschen übrig ließen. Fix ist, dass die Dienstleistungsgesellschaft Anfang 2009 aufgelöst wird. Ihre Aufgaben sollen auf die Holding und die operativen Gesellschaften aufgeteilt werden. Bereiche wie zentraler Einkauf und Informationstechnologie dürften zumindest teilweise in die Holding wandern, die Personalhoheit der Dienstleistungsgesellschaft soll wieder den operativen Einheiten zufallen.

ÖBB-Urgestein

Klugar ist ein ÖBB-Urgestein. Er hat 1978 bei der Staatsbahn zu arbeiten begonnen und war in der ÖBB Holding zuletzt für den Bereich Infrastruktur zuständig. Klugar, Wunschkandidat von Verkehrsminister Werner Faymann (SP), wird mit einem neuen ÖBB-Finanzvorstand ab Herbst wohl ein „schwarzes“ Pendant bekommen.

ÖBB-Finanzvorstand Erich Söllinger scheidet im Oktober aus, sein Posten ist soeben ausgeschrieben worden. Söllinger war auf Vorstandsebene für die Anschaffung von Wertpapieren verantwortlich, die in der Bilanz 2007 einen Abschreibungsbedarf in dreistelliger Millionenhöhe verursacht haben. Wie hoch die Wertberichtigung tatsächlich ausgefallen ist, will die ÖBB erst Ende Juni bei der Bilanzvorstellung bekanntgeben. Die Belastung wird auf rund 200 Mio. Euro geschätzt. Ein Thema im Aufsichtsrat dürfte auch der Konsulentenvertrag von Huber gewesen sein. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.5.2008)