Der Name hat seine Wurzeln im Griechischen und bedeutete ursprünglich so viel wie: Mut, Kraft, Tugend. Die Bezeichnung könnte unpassender nicht sein. N’drangheta – so heißt die Mafia in Kalabrien. "Sie zeichnet sich durch Feigheit aus. Man schließt sich zusammen, weil man keinen Mut hat, sich allein durchzusetzen", sagt Roberto di Palma, stellvertretender Generalstaatsanwalt bei der Antimafia Bezirksdirektion von Reggio Calabria im Film "Ndrangheta – Das blutige Business der Mafia" (21.00, Arte).
Ursprünglich ging es der Verbindung darum, Grund und Boden zu kontrollieren. Mitte der 70er-Jahre verstärkte sie ihre kriminellen Aktivitäten und setzte als Druckmittel vermehrt Entführungen ein. Heute arbeite sie vornehmlich mit Erpressungen und handle mit Kokain, erzählt di Palma.
Der Filmemacher Corradino Durruti begleitete die Ermittlungen der Staatsanwälte in der kalabresischen Kleinstadt Rizziconi über sechs Jahre. Dort wollten Unternehmer ein neues Einkaufszentrum bauen und gerieten so in den unheilvollen Sog der N'drangheta. Clanchef Teodore Crea terrorisierte mit einer Gruppe von hundert Leuten die Stadt, die Moral von Unternehmen war verludert, hohe Beträge wurden für Aufträge gezahlt. Der Bürgermeister mischte ebenfalls mit. 2000 begannen sich Bürger anonym zu wehren.
Versteckte Kamera
Durruti filmte mit versteckter Kamera. "Die einzige Möglichkeit, die Parallelwelt der kalabrischen Mafia zu zeigen", informiert ein Sprecher am Anfang der Doku. Durruti dokumentiert auch die behäbige italienische Bürokratie, mit der Mafiajäger konfrontiert sind.
In der Nacht vom 20. Oktober 2003 bestellte Crea einen Mann in die Berge. Der wurde in Abwesenheit wegen eines Mordes im Zusammenhang mit der Mafia zu lebenslanger Haft verurteilt, vermutete eine Falle und schoss den Paten krankenhausreif. Die Familie war schnell weg aus der Stadt. Mit Ausnahme des Schwiegervaters, der nie etwas mit der Mafia zu tun hatte. Kurze Zeit später wurde er erschossen aufgefunden.