In einer stürmischen Sitzung hat das Parlament in Kairo mit 305 gegen 103 Stimmen ein Dekret von Präsident Mubarak gutgeheißen, das die Verlängerung des Ausnahmezustandes bis 2010 oder bis zur Verabschiedung eines neuen Antiterrorgesetzes vorsieht. Die Mitglieder der Opposition trugen Protestplakate bei sich, mit denen sie ihr „Nein zum Ausnahmezustand“ unterstrichen. Vertreter der Muslimbrüder, die die größte Oppositionsfraktion stellen, zeigten sich frustriert über den Bruch des Versprechens, das Mubarak bei seiner Wiederwahl im Jahre 2005 gegeben hatte. Seit 27 Jahren leben die Ägypter bereits im Ausnahmezustand. Er wurde 1981 nach der Ermordung von Präsident Anwar al-Sadat verhängt und seither immer wieder erneuert. Er schränkt viele Grundfreiheiten, etwa die Meinungs- und Versammlungsfreiheit, massiv ein. Parteien und NGOs werden in ihrer Entfaltung behindert. Das Ausnahmerecht werde nur im Kampf gegen Drogenhändler und zum Schutz der nationalen Sicherheit angewendet, versprach Regierungschef Ahmed Nazif. Als Begründung für die erneute Verlängerung gab er an, die Arbeiten an einem neuen Antiterrorgesetz seien noch nicht abgeschlossen. (Astrid Frefel aus Kairo, DER STANDARD, Printausgabe, 28.5.2008)