ÖBB-Präsident Horst Pöchhacker (li.) weiß, die Zeit für Bahnchef Peter Klugar drängt. Bis Herbst muss die Strategie stehen.

Foto: Standard/ Matthias Cremer
Beim ersten Auftritt als Bahnchef blieb ÖBB-Urgestein Peter Klugar konkrete Ziele noch schuldig: Versprochen wurden zunächst nur "mehr Pünktlichkeit"und eine bessere "Vertaktung"von Bahn und Bus.

***

Wien – Einen Tag nach seiner Bestellung zum neuen ÖBB-Holding-Vorstandssprecher stellte sich Peter Klugar erstmals der Öffentlichkeit. Derjenige, der ihn in den Chefsessel gehievt hatte, Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker, stellte Klugar als "wieder einen Bahnmenschen an der Spitze"vor. Klugar ist seit 1978 in der ÖBB, zwischenzeitlich war er auch im Kabinett eines SPÖ-Verkehrsministers, zuletzt war der 58-jährige Vorstandsmitglied der ÖBB-Holding, zuständig für Infrastruktur.

Dass Klugar als "rot"und als "Wunschkandidat"von SPÖ-Infrastrukturminister Werner Faymann gilt, dass er im Herbst einen "schwarzen"Finanzer zur Seite gestellt bekommen soll, kommentierte (SP-Mitglied) Pöchhacker so: "Mich interessiert nur die Kompetenz. Planspiele gibt es immer. Alle Parteien sind böse auf mich."

Zur verhagelten ÖBB-Bilanz wollten beide am Dienstag nichts sagen, außer: "Operativ war 2007 sehr positiv."Rückstellungen für wackelnde Finanzgeschäfte in Höhe von 230 Millionen Euro belasten das Ergebnis, nur marginal konterkariert durch dem Vernehmen nach 33 Millionen Euro aus der Auflösung von Rückstellungen für den Personalabbau – statt 60.000 Eisenbahner vor fünf Jahren sind es derzeit 43.000. Per Saldo soll der Personalstand gleich bleiben, wenngleich manche Abteilungen "durch Automatisierung"Stellen verlieren würden, andere ausgebaut werden sollen. Eine "Auslagerung"von Beamten an den Staat wie bei Telekom/Post sei "für mich kein Thema".

Neu "vertaktet"

Klugar (für drei Jahre bestellt, lediglich als "Vorstandssprecher", nicht "Generaldirektor") verweist in Sachen Ziele auf den Herbst, bis dahin werde eine "Strategiediskussion"geführt. Auf Nachfrage wird er nur wenig konkreter: So sollen Busse und die Schiene "besser vertaktet"werden, um für Pendler attraktiver zu werden. Auch bei der Pünktlichkeit "wollen wir zulegen", dafür sollen 470 Mio. Euro investiert werden. Laut Klugar sind 80 Prozent der Fernzüge sowie 90 Prozent der Nahverkehrszüge pünktlich unterwegs. Ob Bahntickets wegen der hohen Energiepreise teurer werden? "Kann man nicht sagen, ist eine Sache der Verkehrsverbünde."

Klugar will die ÖBB-Tochter Rail Cargo außerdem "zur führenden Güterbahn in Mitteleuropa machen"(die Übernahme der ungarischen MÁV-Cargo hängt in Brüssel, darüber hinaus gibt es in Ungarn Vorwürfe wegen undurchsichtigen Lobbyingaktivitäten). Den von VP-Politikern ventilierten Börsengang der Güterverkehrstochter bis 2010 wollte Klugar auch nicht kommentieren, "das ist Sache des Eigentümers" – sprich: des Infrastrukturministers. Auch Pöchhacker wollte dazu nicht konkret werden. Bis die Rail Cargo börsenfit ist, gäbe es "noch Hausaufgaben zu machen", ließ sich Klugar entlocken, "aber börsenfit heißt nicht automatisch Börsengang."

Pöchhacker sagte, die Bahn braucht statt eines "Crashkurses nun einen Marktkurs". Die Reform der Bahnreform werde bis Jahresende stehen. Die Dienstleistungsagentur dürfte aufgelöst werden, die Arbeitsteilung zwischen den Töchter-AGs Infrastruktur-Bau und der Infrastruktur-Betrieb müsse neu geregelt werden.

Zu Klugars Vorgänger Martin Huber – er war kein "Bahnmensch", sondern 2003 bis 2004 Pöchhackers Vorstandskollege im Baukonzern Porr – gab sich der Präsident wortkarg. Der über Immobiliengeschäfte gestolperte Ex-Boss wurde mit angeblich 820.000 Euro verabschiedet, in der Aufsichtsratssitzung wurde die Empfehlung an den Eigentümer, den alten Vorstand zu entlasten, dem Vernehmen nach mit sehr knapper Mehrheit angenommen. Pöchhacker: "Dazu sage ich nichts." (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.5.2008)