Ein Mehrstufensystem bei den Kontrollen, bei dem die Polizeibehörden Österreichs und der betreffenden Länder zusammenarbeiten, soll Hooligans den Wind aus den Segeln nehmen. Im Idealfall kommen gewaltbereite Fans gar nicht zur EURO. So formulierte Peter Jedelsky, Leiter der österreichischen Fanpolizei, im Gespräch mit der APA die Strategie, um Gewalttaten bei der EM weitgehend unmöglich zu machen. Bei Länderspielen sei die Gefahr von Ausschreitungen aber ohnehin wesentlich geringer.

"Es beginnt damit, dass die Behörden in den Teilnehmerstaaten aufpassen, dass gewaltbereite Fans zu Hause bleiben. Dann gibt es die Grenzkontrollen, bei denen anlassbezogen - nicht die gesamte Zeit - während der EURO Schengen außer Kraft gesetzt wird. Um die Stadien sind Sicherheitszonen eingerichtet, die nur mit den Tickets für die Spiele zu betreten sind. Das Kartensystem der UEFA (mit der Personalisierung, Anm.) ist ein weiterer Punkt. Und wir haben die szenekundigen Beamten im Einsatz", umriss Jedelsky das Konzept, das Ausschreitungen verhindern soll.

Keine konkreten Anhaltspunkte

Konkrete Anhaltspunkte, was aus dem Ausland zu erwarten ist, gibt es noch nicht. Das sei aber normal, sagte Jedelsky. In Österreich ist bei Spielen der Nationalmannschaft nichts zu erwarten. "Österreich gegen Kroatien war problemlos, auch als Tschechien in Wien spielte, gab es keine Schwierigkeiten. Und beim WM-Qualifikationsspiel gegen Polen war es um das Stadion herum auch ruhig. Da wurden nur im Vorfeld Busse angehalten und zurückgeschickt." Bei der WM in Deutschland sei es nur bei Deutschland gegen Polen und bei den Spielen der englischen Mannschaft zu Ausschreitungen gekommen.

Sehr wohl aber gibt es bei Clubspielen in Österreich immer wieder Probleme. Zuletzt kam es etwa beim Spiel von Red Bull Salzburg gegen Austria Wien zu Auseinandersetzungen mit Festnahmen. Ein Phänomen, das sich auch international laut dem Chef der Fanpolizei beobachten lässt. "Es gibt fast kein Land, in dem bei Clubspielen nicht gerauft wird", konstatierte Jedelsky.

Extrembeispiele

Extrembeispiele sind etwa die Niederlande, Italien und Griechenland. In den Niederlanden lässt der gewaltbereite Anhang von Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam kaum eine Gelegenheit aus, um ihrer traditionellen Feindschaft ein weiteres gewalttätiges Kapitel hinzuzufügen. Um der eigenen Polizei auszuweichen, verabredet man sich schon einmal auf einem belgischen Autobahnparkplatz zur Auseinandersetzung. Italien war wegen der Gewaltexzesse inklusive Todesopfer in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen. Und in Griechenland hat der Hooliganismus mittlerweile sogar schon auf andere Sportarten übergegriffen: Auf Youtube sind Ausschreitungen zwischen Fans von Panathinaikos und AEK Athen bei einem Volleyballspiel zu beobachten. Bei den jeweiligen Nationalmannschaften hat es bisher keine Schwierigkeiten gegeben.

"Das liegt bei den Vereinen. Die Gemeinschaft gibt es bei Länderspielen nicht so", erklärte dazu Jedelsky. "Länderspiele sind viel zu selten." Die Clique gruppiere sich um die Vereine, um die Mannschaften, und habe Idole, die sie Woche für Woche anbeten könne. Die Mär, dass es dem Fan nur um die Rauferei und nicht um den Sport geht, stimmt ebenfalls nicht, wenn man dem Chef der Fanpolizei folgt. "Da muss schon Bezug zum Sport und zum Verein da sein", sagte er. Nicht zuletzt deshalb gibt es auch im Umfeld der Nationalmannschaften viel weniger Auseinandersetzungen: "'Soll ich für etwas riskieren, das mich nicht interessiert?' ist die Frage, die sich viele der gewaltbereiten Fans stellen."

Registrierte Personen

Zahlen zur Größenordnung der Hooliganszenen wollte Jedelsky nicht nennen. Das sei auch unseriös. Wenn etwa Deutschland 9.700 Personen vermeldet, die in der Datei "Gewalttäter Sport" registriert sind, dann liege das auch daran, dass es in Deutschland schon seit sehr langer Zeit eine genaue Überwachung der Szene gebe. Österreich hat derzeit 82 Personen in der entsprechenden Datei vermerkt.

Ein zweites Thema ist das der alkoholbedingten Auseinandersetzungen, etwa in den Fanzonen: "Wir werden spürbar machen, dass die Polizei da ist", versprach Jedelsky. Folgen allfälliger Auseinandersetzungen wollte man beispielsweise dadurch minimieren, dass Getränke in Bechern statt in Gläsern ausgeschickt werden.

"Wenn es heiße Ohren gibt, dann werden wir die rote Karte sofort zeigen. Darauf haben wir auch unsere Leute vorbereitet", warnte jedenfalls Konrad Kogler, EURO-Sprecher des Innenministeriums, potenzielle Gewalttäter vor den Folgen. (APA)