Bild nicht mehr verfügbar.

Jubelnde Nepalesen vor dem Narayanhiti-Palast

Foto: Reuters/ Deepa Shrestha
Kathmandu - "Lang lebe die Republik!" Tausende Menschen haben am Mittwoch in Nepal die Abschaffung der Monarchie gefeiert - schon vor der eigentlichen Ausrufung der Republik. Die verfassungsgebende Versammlung trat mit großer Verspätung am Mittwoch zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen, um den historischen Schritt zu tun, mit dem ein jahrelanger Guerillakrieg beendet werden sollte. Am Abend dann die Nachricht: Die Monarchie ist abgeschafft. 560 Abgeordnete stimmten für die Republik, vier dagegen.

Innenminister Krishna Prasad Sitaula, der den Regierungsentwurf für die Ausrufung der Republik verlas, sprach von einer "Revolution des Volkes". Der König werde künftig ein gewöhnlicher Bürger sein, sagte er unter Beifall. Die Abgeordneten gaben König Gyanendra 15 Tage Zeit, seinen Palast in der Hauptstadt zu verlassen.

Die verfassunggebende Versammlung fungiert als Übergangsparlament und wird auch eine neue Interimsregierung bestimmen. Die Regierung wird von den Maoisten geführt werden, die die Wahl am 10. April gewonnen hatten, aber nicht über eine absolute Mehrheit verfügen. Ex-Guerilla-Boss Prachanda wird wohl als Premierminister das Land regieren.

Der Beginn der historischen Zusammenkunft hatte sich wegen Streitigkeiten zwischen den Maoisten und anderen Parteien um mehr als zehn Stunden verzögert. "Dies ist der Tag, an dem mein Traum wahr geworden ist", sagte der scheidende Übergangs-Premierminister Girija Prasad Koirala von der Kongresspartei, als die Sitzung schließlich begann. "Die ganze Welt blickt auf uns."

Vor Beginn der Sitzung waren vor dem Tagungssaal in Kathmandu zwei Bomben explodiert. Niemand sei verletzt oder getötet worden, teilte die Polizei mit. Zwei Verdächtige seien festgenommen worden. Bei der Detonation eines dritten Sprengsatzes in einem belebten Park in der Hauptstadt sei ein Mensch verletzt worden. Bereits am Montag hatte es vor dem Tagungssaal zwei ähnliche Anschläge gegeben, für die Unterstützer der Monarchie verantwortlich gemacht worden waren. Die Ausrufung Nepals zur jüngsten Republik der Welt ist ein Erfolg für die einstigen maoistischen Rebellen. Der schleichende Niedergang von Nepals Monarchie hatte schon vor Jahren begonnen. Unter Führung von Prachanda hatten die Maoisten Mitte der 1990er-Jahre einen blutigen Aufstand gegen das Königtum begonnen. Als Gyanendra den Thron bestieg, versuchte er, in diktatorischer Manier die Monarchie doch noch zu sichern. Er rief 2005 den Ausnahmezustand aus, setzte die Regierung ab und entmachtete das Parlament.

Bündnis gegen den König

Doch die Parteien verbündeten sich mit den maoistischen Rebellen gegen den König. Gemeinsam zwangen sie den Monarchen 2006 schließlich mit Massendemonstrationen, die Regierung wiedereinzusetzen. Gyanendra wurde weitgehend entmachtet, er muss bereits Steuern zahlen, und auch sein Porträt wurde von den 500-Rupien-Scheinen verbannt.

Mit dem Ende der Monarchie sind Nepals Probleme allerdings noch lange nicht vorbei. Die Abgeordneten sollen dem Land in den nächsten zwei Jahren eine neue Verfassung geben. Streit ist programmiert. Auch die Übergangsregierung ist mit Problemen konfrontiert. Das Land ist arm, die Menschen leiden unter Stromausfällen und galoppierender Inflation. (möc, dpa, APA/DER STANDARD Printausgabe, 29. Mai 2008)