Grausam ist die Gewissheit, dass die Mehrzahl der Getöteten Kinder und Schüler waren. Die Zahlen sind so hoch, dass sich bis Montag die Behörden weigerten, sie zu veröffentlichen. Nur eine Angabe war ihnen zu entlocken: Fast 7000 Schulgebäude brachen zusammen.
Wegen der strikten Familienpolitik Chinas seit den 1970er-Jahren sind die meisten Opfer Einzelkinder. Nachdem sich bei verzweifelten Eltern der Schock gelegt hat, wächst ihre Wut gegen Pfusch und schlecht gebaute Schulgebäude.
Die Verwaltung der Provinzhauptstadt Chengdu handelte unbürokratisch rasch. Sie hob eine Reihe Verordnungen zur Bevölkerungsplanung für Erdbebenopfer auf. Familien, die ihr einziges Kind verloren haben oder deren Kind so schwer verletzt wurde, dass es für immer behindert ist, dürfen außerhalb der Familienplanung ein zweites Kind bekommen. Es wird staatlich anerkannt und erhält alle Vergünstigungen, wie sie sonst nur Einzelkindern zustehen. Chengdus Kommission für Familienplanung erließ die Regelung vorerst für 1200 betroffene Familien, weitere werden folgen.
Ausnahmeregeln vom Einkind-Zwang, den Peking verordnete, um das Bevölkerungswachstum einzudämmen, gab es für Stadtfamilien auch schon früher, wenn es zum Todesfall des ersten Kindes kam. Aber es waren Regelungen für den Einzelfall. Jetzt reagiert die Stadtverwaltung auf die Katastrophe mit einem Katalog pauschaler und konkreter Vergünstigungen.
Die Maßnahmen dienen zur Herstellung des sozialen Friedens. Wenn ein Elternteil einer betroffenen Stadtfamilie mit einem gestorbenen oder behinderten Kind mehr als 50 Jahre alt ist, erhält es ab sofort auf Lebenszeit eine staatliche Hilfe von umgerechnet 60 Euro pro Jahr.