Graz - In der Nacht vor dem Match spielten sich im Mannschaftsquartier doch eher dramatische Szenen ab. Der 28-jährige Payer hatte während des Abschlusstrainings starke Schmerzen in der Wirbelsäule und im Bauchbereich verspürt. Teamarzt Ernst Schopp nahm in der Kabine die Erstuntersuchung vor und kam rasch zu folgendem Schluss: "Das muss exakt abgeklärt werden." Und so wurde eine "Diagnosemaschine" in Gang gesetzt, die lief quasi vom UKH Graz zu den Barmherzigen Brüdern. Nach Ultraschall, Computertomographie und Magnetresonanz herrschte Klarheit: Teilverschluss von einzelnen Venen im Bauch. Schopp: "So etwas passiert in tausend Jahren einmal. Es gibt keine Hinweise, dass es auf Stress zurückzuführen ist." Payer wurde ins Wiener Wilhelminenspital überstellt. Dort wird die Behandlung auf der Gefäßchirurgischen Abteilung fortgesetzt. Schopp: "Genaue Prognosen sind derzeit unseriös."
Payer: "Natürlich war es mein großes Ziel, bei der EURO als Nummer eins im Tor zu stehen, allerdings ist die eigene Gesundheit doch das kostbarste Gut."
Aus dem Dreikampf der Torhüter ist somit ein Zweikampf geworden. Jürgen Macho gegen Alexander Manninger. Da Christian Gratzei blessiert ist, wurde Ramazan Öczan nachnominiert. Er weilt mit seinen Kollegen von Hoffenheim auf Ibiza, um den Aufstieg in die deutsche Bundesliga zu begießen.
Derweil ging es in der ausverkauften UPC-Arena auch nicht gerade nüchtern zu. Die Stimmung war durchaus positiv, es wurde schon vor Anpfiff ordentlich geklatscht. Dabei hat Graz mit der EURO nur am Rande zu tun, es liegt aber natürlich schon in Österreich.
Teamchef Josef Hickersberger hielt sein Versprechen, er versuchte ein 3-5-2-System.Wie beim 0:3 gegen Deutschland. Und wieder durften Sebastian Prödl, Emanuel Pogatetz und Martin Stranzl zentral verteidigen. Als Spitzen wurde Roland Linz und Roman Kienast nominiert, da hat Hickersberger die Öffentlichkeit leicht getäuscht. Martin Harnik wurde vermutet. Jedenfalls begann Österreich, salopp ausgedrückt, überfallsartig. Die Nigerianer wurden nahezu eingeschnürt, der Ball rollte blitzschnell durch die eigenen Reihen. In der zwölften Minute flankte Joachim Standfest zu Linz, der legte mit der Ferse für Kienast auf. Der Legionär vom norwegischen Klub Ham Kam traf von der Strafraumgrenze zum 1:0 - sein erstes Länderspieltor.
Danach wurde Nigeria aktiver, in der 19. Minute sogar sehr aktiv. Ausschuss von Goalie Aiyenugba, Doppelpass zwischen Ayegbeni und Uche, ein missglückter Rettungsversuch von Stranzl, Ausgleich durch Uche. Die Nigerianer waren dann hin und wieder zu schnell für die österreichische Abwehr, in der Offensive konnten die Heimischen aber durchaus gefallen. Trotzdem begehrten 15.000 Zuschauer nach einer halben Stunde Ivica Vastic. Nach der Pause kam, sicher nicht zu Fleiß, Erwin Hoffer für Kienast. Der rasante Rapidler zeigte gleich, dass das Sinn gemacht hat, schoss spektakulär an die Stange (48.). Sein Klubkollege Ümit Kormaz lief 13 Minuten später erstmals für Österreich ein. Und er lief gut. Vastic stieß in der 69. Minute dazu (statt Andreas Ivanschitz). Aufregendes ist freilich nicht mehr passiert.
Heute steht der Kader
Für die EURO ist nichts zu prognostizieren. Hickersberger wird heute, Mittwoch, die Namen jener sieben Feldspieler preisgeben, die nicht zur EURO dürfen. Das wird hart. Vermutlich oder auch hoffentlich härter als die Generalprobe am Freitag gegen Malta. (Christian Hackl; DER STANDARD Printausgabe 28. Mai 2008)
Torfolge: 1:0 (12.) Kienast 1:1 (19.) K. Uche
Österreich: Macho - Prödl, Stranzl, Pogatetz - Standfest, Aufhauser, Ivanschitz (70. Vastic), Säumel, Fuchs (60. Korkmaz) - Kienast (46. Hoffer), Linz (80. Leitgeb)
Nigeria: Aiyenugba - Yusuf Mohammed, Yobo, Nwaneri, Taiwo - K. Uche (78. Haruna), Mikel, Kanu (83. Odejayi) - Anichebe (46. Odemwingie), I. Uche, Yakubu (75. Utaka)
Gelbe Karten: keine bzw. K. Uche, Yusuf Mohammed