Viermaliger AK Sieger Zugspitz Extrem Berglauf

Foto: H.Reitmeir

World Champion 2004 AK 60 Sauze d`Oulx, Italy

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Wüste Namib auf den weltberühmten Sanddünen von Sossusvlei/Namibia

Foto: H.Reitmeir

"Die Diagonale der Verrückten" - Der Extremlauf auf der Insel la Reunion

derStandard.at: Wie fühlt man sich wenn man schon zu Lebzeiten als "Legende" gilt?

Reitmeir: Dadurch, dass ich diese Randsportart schon sehr lange ausübe und mittlerweile 140 Bergläufe gewonnen habe, wird man zur Legende. Natürlich ist man auch stolz, weil kaum jemand so viel gemacht hat.

derStandard.at: Wie kommt es zur Fazination am Extremen?

Reitmeir: Angefangen hat es damit, dass ich gesehen habe wie Reinhold Messner für sein Himalayatraining auf die Berge gelaufen ist. Da hat mich einfach der Erhrgeiz gepackt. Anfangs war ich auf Forststrassen mit drei bis fünf Prozent Steigung unterwegs. Und dann kam der Reiz der kleinen Bergpfade. Die Herausforderung des Geländes. Die Faszination ist geblieben: Einen Zickzackweg hinauf zu laufen auf den steilen Berg, das ist eine Faszination an sich.

derStandard.at: Will man da immer wieder an die eigenen Grenzen gehen?

Reitmeir: Ja, ich gehe schon immer an die Grenzen. Nicht nur im Wettkampf, sondern auch auf der Suche nach persönlichen Herausforderungen. Wie zum Beispiel die Frage: Kann ich auch auf 6000 Metern laufen? Dann hab ich es probiert und es ging.

derStandard.at: Extreme Höhe verlangt dem Organsinus viel ab.

Reitmeir: In extremer Höhe werden sie gezwungen langsamer zu laufen. Weil der Partialdruck nicht so groß ist, kommt mit jedem Atemzug weniger Sauerstoff in die Lunge. Zwangsweise wird man so langsamer. Bei 6000 Metern muss es dann schon relativ flach sein, um richtig laufen zu können. Bis 5000 Meter geht es bei mir ganz gut.

derStandard.at: Welcher Lauf ist für Sie die extremste Herausforderung?

Reitmeir: Das war auf Reunion der Grand Riad. Von der Länge her. Da bin ich 26 Stunden durchgelaufen mit Stirnlampe, Rucksack, Getränke, Proviant und Reservekit. Man fängt im Dschungel an, läuft auf den Vulkan durch Aschenwüsten, durch Almenlandschaften bis in hochalpine Regionen. Das ist beeindruckend. Ich war viermal dabei und es fasziniert immer wieder.

derStandard.at: Wie bereitet sich ein Profi auf diesen Extremlauf vor?

Reitmeir: Natürlich ist eine Grundkondition mit jahrelangem Training und Bergerfahrung wichtig. Will man auch noch gut abschneiden, dann braucht man dafür ein Jahr gesunde Vorbereitung. Für das körperliche Training und die Planung. So ein Lauf ist nicht wie bei uns in den Alpen mit Hütten oder Telefon. Das gibt es alles nicht. Das heißt Kartenmaterial studieren, hinfahren und die schwierigen Steige abgehen und natürlich auch das richtige Material wählen.

derStandard.at: Mit welchen unplanbaren Schwierigkeiten wird man konfrontiert?

Reitmeir: Zum Beispiel bin ich in Österreich in Gmunden um den Traunsee rum. Der ist im Prinzip kein riesengroßes Problem: 70 Kilometer mit rund 5000 Höhenmetern. Aber wenn es schon um vier Uhr morgens am Start 30 Grad hat und man den Feuerkogel in der Mittagshitze hoch muss, das ist brutal. Zweihundert Läufer gingen an den Start. 100 haben aufgegeben. Das heißt auch das Wetter ist ein Extrem-Faktor.

In den Anden wiederum ist die Herausforderung die, dass man keine Menschen und keine Sicherheit um sich hat. Da ist man völlig auf sich alleine gestellt ist. Da kann ihnen keiner helfen, weil sie einfach alleine sind.

derStandard.at: Sie sind bereits über 60 Jare alt und denken nicht ans Aufhören. Bei welchen Läufen waren sie heuer schon dabei?

Reitmeir: Beim Schafberglauf, da war ich erwartungsgemäß Sieger in meiner Klasse. Der Schafberg ist ja kein klassischer Berglauf. Da geht es die Schienen entlang die Treppen rauf. Das war heuer im Regen. Ein Trauerspiel, vor allem für die Familie und die Freunde, die oben in der Kälte ausharren mussten. Auch das darf man nicht vergessen.