Ein Kran vor dem Wien Museum ermöglicht Blicke von oben auf das heutige Erscheinungsbild des Karlsplatzes.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Zwölf historische Epochenschnitte bieten im Rahmen der Ausstellung "Am Puls der Stadt - 2000 Jahre Karlsplatz" wechselnde Einblicke auf die "Karlsplatz-Saga".

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Wien - "Der Karlsplatz ist kein Platz, sondern eine Gegend" - Dieser oft zitierte Satz wird Otto Wagner zugeschrieben und hat zweifelsohne seine Richtigkeit. Doch der Umstand, dass der Karlsplatz nicht klar abgegrenzt ist und sich immer wieder verändert, macht ihn auch für eine historische Betrachtung interessant. Das Wien-Museum, widmet ihm nun eine umfangreiche Ausstellung.

"Der Platz hat Energie, da ist etwas los", versicherte Museumsdirektor Wolfgang Kos bei der Präsentation der Ausstellung. Dementsprechend heißt die Schau auch "Am Puls der Stadt - 2.000 Jahre Karlsplatz". Sie ist laut Kos eine der bedeutendsten stadthistorischen Ausstellungen der vergangenen Jahre. Erzählt werde eine "Karlsplatzsaga", anhand der sich auch die Geschichte der gesamten Stadt dokumentieren lasse.

Laut Kos gibt es "viel mehr Karlsplätze, als man zu kennen glaubt". Das gilt bis in die jüngere Vergangenheit: War die "Gegend" noch vor einigen Jahren als Verkehrshölle und Drogenumschlagsplatz berüchtigt, wurde der Karlsplatz nach einigen Umbauten bzw. gärtnerischen Eingriffen wieder verstärkt zum Freizeit- und Flanierareal. Die Drogenszene gibt es weiterhin, sie wurde aber mittels Schutzzone in die Karlsplatzpassage verdrängt.

Früher Aulandschaft

Die Ausstellung beginnt jedoch bedeutend früher, sie zeigt anhand von zwölf Zeitschnitten die permanenten Veränderung des Platzes. Dieser war vor der Besiedelung in erster Linie Aulandschaft. Doch schon zur Römerzeit befand sich dort ein Verkehrsknotenpunkt: Zwei Fernstraßen kreuzten sich an dieser Stelle. Der Karlsplatz des späteren Mittelalters war Standort der beiden größten Spitäler Wiens, dem Heiligengeist- und dem Bürgerspital.

Niemandsland zwischen Stadt und Vorstadt

1529 mutierte die mit kleinen Häusern bebaute Fläche zum Kriegsschauplatz: Während der ersten Türkenbelagerung kam es zu massiven Kampfhandlungen. Als Konsequenz wurden die Häuser abgerissen und Wien von einem Basteiengürtel umgeben, samt einem Niemandsland ("Glacis") zwischen Stadt und Vorstadt. 300 Jahre war dies die Funktion des Karlsplatzes.

Karlskirche

Danach wurde umso intensiver gebaut: Den Auftakt machte die berühmte Karlskirche. Es folgten Monumente der Gründerzeit, also etwa Musikverein oder die Evangelische Schule und die Einwölbung des Wienflusses um 1900. In den 1970er Jahren durfte sich der Platz sogar mit dem Attribut "größte Baustelle Europas" schmücken, als die riesige U-Bahn-Baustelle dort dominierte. Der Resselpark wurde in dieser Zeit vom schwedischen Landschaftsarchitekten Sven-Ingvar Andersson gestaltet.

In der Ausstellung sind Exponate aus den vergangenen 2.000 Jahren zu sehen. Auch modernste Technik wird eingesetzt. Beeindruckend ist dabei vor allem eine zehn Minuten dauernde Filmanimation zur Geschichte des Platzes, samt Visualisierungen seiner frühere Erscheinungsbilder. Apropos beeindruckend: Das aktuelle Aussehen des Karlsplatzes ist "live" zu erleben, und zwar nicht nur am Weg zum Wien-Museum, sondern auch von oben. Während der Dauer der Schau ist vor dem Haus ein Kran postiert, der Besucher in einer kleinen Gondel auf eine Höhe von 35 Metern hievt. (APA)