Das öffentliche polnische Fernsehen TVP hat bei seinem Kampf um Beibehaltung der Rundfunkgebühren einen Rückschlag erlitten. Viele anerkannte Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) verweigern sich nun der Protestaktion des staatlichen Rundfunks, obwohl auch sie die Gebühren erhalten wollen. Sie fühlen sich von TVP übergangen, weil ein von dem Sender vorgefertigtes Protestschreiben nur mehr zur Unterschrift zirkulierte. Der Appell sollte an Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski von der regierenden "Bürgerplattform" (PO) gerichtet werden. "Ich kann den Appell der Nicht-Regierungsorganisationen nicht unterschreiben, weil er in der Chefetage von TVP verfasst wurde", so der offene Brief der Leiterin der Hilfsorganisation Polnische Humanitäre Aktion, Janina Ochojska, aus dem die Zeitung "Gazeta Wyborcza" am Mittwoch zitiert. Enttäuscht vom öffentlichen Fernsehen zeigte sich auch Jurek Owsiak, Leiter der Spendenaktion Großes Hilfs-Orchester. "Das war unschön"

Ihn hatte TVP bereits zur Unterschrift bewegt - allerdings mit der Lüge, andere namhafte Vertreter von NGOs hätten bereits unterzeichnet. "Das war unschön; wir hätten TVP ein Treffen vorgeschlagen, damit wir über die Grundlagen der Zusammenarbeit sprechen können", so ein Sprecher der Organisation. Das öffentliche Fernsehen will den Vorfall bisher nicht kommentieren.

In den öffentlichen polnischen Medien haben noch immer mit der rechtskonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) verbundene Personen das Sagen. Von der PiS-Vorgängerregierung bestellt, ist ihre Amtszeit noch nicht abgelaufen. Die neue Regierung aus der rechtsliberalen PO und der gemäßigten Bauernpartei PSL will nicht nur die Rundfunkgebühren abschaffen, sondern auch die Medienfunktionäre austauschen.

Nach Regierungsplänen soll der öffentliche Rundfunk ab 2009 aus Haushaltsmitteln der Kultur-, Außen-, Forschungs- und Volksbildungsministerien finanziert werden. Kritiker befürchten Finanzengpässe und eine verstärkte politische Abhängigkeit der staatlichen Medien. (APA)