Monika Jung leitet das Private Banking der RCB. Sie rät, gerade in Zeiten der Krise sein Portefeuille zu überprüfen.

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STANDARD: Wie hat die Finanzkrise das Private Banking beeinflusst?

Jung: Recht beträchtlich sogar. Man sagt zwar immer, Private Banking sei kein zyklisches Banking. Aber das Durchschlagen der Krise auf die Bereiche der Finanzwelt geht immer schneller und somit ist auch das Private Banking getroffen worden. Kunden ziehen sich aus Transaktionen zurück und besinnen sich mehr auf konservative Veranlagung, die naturgemäß auch für die Bank mit geringeren Ertragsmöglichkeiten verbunden ist. Das Geschäft wird träger.

STANDARD: Kann man einem Private-Banking-Kunden leichter erklären, dass er Verluste in seinem Portfolio hat, als einem Retail-Kunden, der als kleiner Sparer um sein Erspartes kämpft? Jung: Es ist meist ein Kampf um Erspartes, auch im Pri_vate Banking. Die wenigsten Kunden haben das Geld geerbt oder gewonnen. Wie die Kunden schlechte Nachrichten auffassen, hängt auch davon ab, wie man vorher mit ihnen gesprochen hat und wie das Vermögen veranlagt wurde.

STANDARD: Wird jetzt viel umgeschichtet?

Jung: Relativ gesehen passiert nicht besonders viel. Gewinne werden mitgenommen, neue Gelder auf Liquiditätsbasis veranlagt. Die risikoreichen Positionen werden angesehen und reduziert. Große Bewegungen hat es nicht gegeben. Die Kunden halten durch.

STANDARD: Was heißt das für Krisenzeiten: Augen zu und durch?

Jung: Nicht unbedingt. Man muss die Krise auch zum Anlass nehmen, sein Portefeuille durchzuschauen, ob das Risiko zum Anlageziel passt. In der Krise merkt man schnell, ob man auf dem richtigen Weg ist. An erster Stelle steht der gesunde Schlaf und man soll mit dem Portfolio, das man hat, immer gut schlafen können.

STANDARD: Ist eine Krise eine gute Möglichkeit, die Strategie zu ändern? Wenn alles nach unten geht?

Jung: Ich denke, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt. Wir hatten eine scharfe Krise, nun hat es Gegenbewegungen gegeben, und jetzt haben wir ein Niveau, wo man sagen kann: In Summe ist heuer noch nicht viel passiert. Jetzt kann man sich als Investor fragen, wie man sich in der Krise gefühlt hat, und Maßnahmen setzen. Produktkategorien wechseln, etwa von Indexzertifikaten auf Bonuszertifikate umsteigen. Die Zinsen sind relativ hoch, das kann man auch ausnützen.

STANDARD: Läuft das Festgeld dem Asset-Management den Rang ab?

Jung: Im Moment durchaus. Vor allem Neugelder werden konservativ veranlagt. Andere Produkte zu verkaufen ist schwer geworden. Aber es geht um das Vermögen des Private-Banking-Kunden, und das muss geschützt und soll erhöht werden. Da muss man schon die Geduld haben, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, weil nichts schlimmer ist, als gleich zu Beginn ein fettes Minus zu haben. Das aufzuholen hat sich als besonders schwierig erwiesen. STANDARD: Experten sagen, Vermögenszuwachs geht ab jetzt nicht mehr so schnell ...

Jung: Man muss jetzt sehr genau schauen. Die Märkte werden noch volatil bleiben, die Preise für Rohstoffe steigen. Aus den Assets jetzt das richtige herauszufischen ist schwierig.

STANDARD: Sind Ihre Kunden von der Krise stark betroffen?

Jung: Es hat keine fatalen Auswirkung gegeben. Wir haben versucht, Verluste zu begrenzen. Wenn ein Portfolio auf Jahressicht auf plus/minus drei Prozent liegt, ist noch keine Katastrophe passiert. Und diese erwarten wir auch nicht mehr.

STANDARD: Stichwort Vermögenszuwachssteuer: Wie sehen Sie dieses Thema?

Jung: Wir denken, wenn die Ein-Jahres-Spekulationsfrist entfällt, muss das nicht schlecht sein. Dass Aktiengewinne bisher innerhalb eines Jahres zu besteuern waren, hat uns oft davon abgehalten, schon nach ein paar Monaten Gewinne mitzunehmen. Wenn man sagt, dass alles im Grunde endbesteuert ist, ist es gar nicht so negativ. Es kommt aber auf die endgültige Ausgestaltung dieser Steuer an.(Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.5.2008)