Exklusiv oder nicht exklusiv? Diese Frage beschäftigt
derzeit Wiener Gerichte. Angezündet wurde der Streit um die
Exklusivität von den Zeitungen "Österreich" und "Kronen Zeitung", die
sich gegenseitig die unkorrekte Verwendung des Wortes "exklusiv"
verbieten wollen. Derzeit liegen tatsächlich zwei rechtskräftige
einstweilige Verfügungen auf dem Tisch - eine gegen "Österreich" und
eine gegen die "Krone" - die den jeweiligen Kontrahenten verbietet,
einen Artikel als "exklusiv" zu bezeichnen, wenn eine andere Zeitung
am gleichen Tag etwa den gleichen Inhalt oder denselben
Interviewpartner hat, sagt der Mediaprint-Rechtsexperte Michael
Krendlesberger.
Qualitätsmerkmal
Grund für das Ganze ist, "dass die Inanspruchnahme von
"Exklusivität" (also Ausschließlichkeit der Information) gerade bei
Medien ein besonderes Qualitätsmerkmal - etwa im Sinn herausragender
Rechercheleistungen - darstellt", so Kreindlesberger. "Eine
ungerechtfertigte Verwendung dieses Prädikats ist wegen Irreführung
der Leser wettbewerbswidrig." Sowohl "Österreich" als auch die
"Kronen Zeitung" konnten dem jeweiligen Gegenüber eine solche
ungerechtfertigte Verwendung nachweisen, weshalb das Wiener
Oberlandesgericht die einstweiligen Verfügungen verhängt hat.
"Mehr als ein Dutzend" Verfahren
Damit hat das Tauziehen um die Exklusivität aber noch längst kein
Ende. Nun streitet man auf der Ebene der Exekutivverfahren, von denen
derzeit "mehr als ein Dutzend" laufen, schätzt
"Österreich"-Redaktions-Geschäftsführer Gert Edlinger. In den
Exekutivverfahren weisen sich die Kontrahenten nach, dass das Wort
"exklusiv" trotz der Verfügungen unrechtmäßig verwendet wurde. Die
"Kronen Zeitung" hat sieben derartige Verfahren eingeleitet.
Entscheidungen und Strafen stehen aber noch aus.
Weniger "exklusiv"
Trotzdem ist der Mediaprint-Rechtsexperte vom Erfolg des
"Exklusivität-Streits" überzeugt. "Es ist mein Eindruck, dass die
Verwendung dieses Attributs in der 'Österreich'-Berichterstattung in
letzter Zeit merklich abgenommen hat." Edlinger ortet seitens der
"Kronen Zeitung" auch neben der Berichterstattung ein
"Exklusivitätsproblem", nämlich bei den Gewinnspielen rund um die
EURO. "Sämtliche Medien verlosen Tickets zur EURO, nur die Krone
schreibt exklusiv dazu", so Edlinger. "Die Verwendung erschließt sich
uns in dem Zusammenhang nicht." (APA)