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Österreichische Auslandsschulen gibt es derzeit in Istanbul, Guatemala City, Budapest, Prag und Shkodra (Albanien).

Foto: ap/PROBST

Wien - Der Rechnungshof vermisst ein Konzept für das österreichische Auslandsschulwesen, das eine Planung des Auslandsengagements, eine effiziente Ressourcensteuerung und die Klärung der zweckmäßigsten Standorte erlaubt. Derzeit würden etwa die Lehrer zu lange an den Auslandsschulen unterrichten bzw. nach ihrer Rückkehr nicht gezielt nach ihren dort erworbenen Kompetenzen eingesetzt, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten RH-Bericht. Auch die Wahl der Standorte soll überdacht werden - solche sollten dort entstehen, wo über eine längere Zeit eine größere Anzahl österreichischer Kinder mit "heimatnaher schulischer Infrastruktur zu versorgen" sind.

Teure Auslandsschulen

Österreichische Auslandsschulen gibt es derzeit in Istanbul (St. Georgs-Kolleg), Guatemala City, Budapest (2), Prag und Shkodra (Albanien). Dazu kommen noch u.a. Europäische Schulen, bilinguale Schulen in Nachbarstaaten sowie andere Einrichtungen, an denen österreichische Lehrer unterrichten. Insgesamt wurden 2006 für das Auslandsschulwesen rund 19 Mio. Euro pro Jahr ausgegeben - das entspricht den Kosten für den durchschnittlichen Betrieb von fünf AHS bzw. für 350 AHS-Lehrer im Inland.

Österreichische Schüler vermisst

Der RH vermisst an den Auslandsschulen etwa österreichische Schüler. Andere Staaten würden Auslandsschulen zur Versorgung der eigenen Kindern im Ausland betreiben oder als "Begegnungsschulen" zwischen diesen und Kindern des Gastlandes. Demgegenüber führe Österreich aber "ausschließlich Schulen, in denen die interkulturelle Begegnung zwischen den Schülern des Gastlandes und den österreichischen Lehrern stattfand". Resultat: "Tragfähige Netzwerke für zukünftige politische und wirtschaftliche Kooperationen konnten sich nicht entwickeln, weil keine Kontakte zu österreichischen Schülern möglich waren." Bei der Wahl der Standorte empfiehlt der RH daher, "den Versorgungsaspekt für österreichische Schüler miteinzubeziehen" - Auslandsschulen sollen also dort entstehen, wo es auch eine größere Zahl österreichischer Schüler gibt.

Entsendungsdauer verkürzen

Außerdem schlägt der RH vor, die Entsendungsdauer der österreichischen Lehrer "wesentlich zu verkürzen". Bereits nach wenigen Jahren würde sich der Mittelpunkt der Lebensinteressen nämlich ins Ausland verlagern, wodurch die Pädagogen dem österreichischen Bildungssystem nicht mehr zur Verfügung stünden - so würden "wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse verloren gehen, die insbesondere im Unterricht von Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache in den letzten Jahren vermehrt benötigt werden". Außerdem empfiehlt der RH, die zusätzlich gewährte Auslandsbesoldung ab einer gewissen Verweildauer zu streichen bzw. deutlich zu kürzen. (APA)